: Kulturauftrag des Rundfunks gefährdet
Entscheidungsnöte der Leitung des DDR-Rundfunks haben eine Situation entstehen lassen, die den Kulturauftrag des Mediums ernsthaft gefährdet. Nach vorliegenden Plänen werden die Regionalstationen, deren Fusionierung auf vollen Touren ist, in den nächsten Wochen ihre Programme bis in die Abendstunden ausdehnen. Sie stehen geradezu in der Pflicht, ihren Programmauftrag wesentlich umfangreicher als bisher zu erfüllen. Das erwarten die Hörer ebenso wie ihre Interessenvertreter aus den Parteien und Gruppierungen.
Radio DDR II, die einzige Kulturalternative im DDR-Hörfunk, teilt seine UKW-Frequenzen mit den Regionalsendern und wäre dann landesweit nicht mehr regelmäßig zu empfangen. Daß dieser Vorgang nicht auf Kosten der berechtigten Ansprüche der Hörer von Radio DDR II gehen darf, wird jedem kulturinteressierten Menschen einleuchten.
Ausdrücklich zu befürworten sind die Pläne für ein Radio Mecklenburg, Antenne Brandenburg oder Sachsenradio. Derzeit wäre diese Erweiterung jedoch nur bei radikaler Einschränkung des einzigen Kultur- und Bildungsprogramms des DDR-Rundfunks möglich, wenn nicht sofort eine Frequenzneuverteilung erfolgt.
Dazu haben sich die Entscheidungsträger des DDR-Rundfunks offensichtlich bisher nicht durchgerungen. Objektive Gegebenheiten drängen zu schnellem Handeln. Der Kulturauftrag des Rundfunks darf nicht in Frage gestellt werden. Die Unterzeichner verlangen eine sofortige Entscheidung durch die Generalintendanz des Rundfunks.
Theo Adam, Volker Braun, Uschi Brüning, Heinrich Fink, Gottfried Forck, Fritz Rudolf Fries, Dieter B. Hermann, Georg Katzer, Helga Königsdorf, Jürgen Kuczynski, Günter Lohse, Hans-Joachim Maas, Jürgen Marten, Moritz Mebel, Ernst -Ludwig Petrowsky, Jürgen Rennert, Günther Rückert, Annerose Schmidt, Horst Völz, Manfred Wekwerth, Ruth Zechlin, Peter Brasch, Elmar Faber, Perry Friedman, Friedrich Goldmann, Joachim Herz, Georg Knepler, Harry Kupfer, Waltraud Lewin, Dieter Mann, Gisela Oechelhäuser, Hans-Joachim Rotzsch, Wolfgang Rödel, Friedrich Schenker, Friedrich Schorlemmer, Uwe Wand, Hans-Jürgen Wenzel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen