Kultkickerclub in der Bredouille: Babelsberg im Klassenkampf
Der Drittligist verliert gegen Unterhaching 0:4, kann den Abstieg aber noch verhindern
Der Stadionsprecher hatte es wirklich nicht leicht am Samstag im Karl-Liebknecht-Stadion. "Heute spielt er für einen Charlottenburger Zweitligisten und die U17-Nationalmannschaft. Wir sind dennoch froh, 1.950 Euro Ausbildungsförderung für Pascal Borowski, der bei uns groß geworden ist, zu bekommen", verkündete er zur Halbzeit. Das war bis dahin auch die einzige positive Nachricht, die er vermelden konnte. Zur Pause lag Babelsberg zu Hause bereits mit 0:3 gegen die Gäste von der SpVgg Unterhaching zurück.
Es waren erneut Standardsituationen, die zum Rückstand führten: "Ich will dazu gar nichts mehr sagen. Wir arbeiten ja schon daran", sagte Babelsberg-Trainer Dietmar Demuth nach der Partie. In der 13. Minute flankte Haching-Spielmacher Robert Zillner einen Freistoß von halb rechts in die Mitte, Verteidiger Christian Hain sprang am höchsten und köpfte den Ball zum 1:0 ins Netz. Fünf Minuten später war es dann Zillner selbst, der zum 2:0 traf. Bei seinem Freistoß von rechts rutschten Freund und Feind am Ball vorbei, bis er im langen Eck zappelte.
Nach knapp einer halben Stunde reagierte Demuth, brachte mit Süleyman Koc und Anton Müller zwei frische Offensivkräfte. Aber auch das half nichts: In der 34. Minute war es ein individueller Fehler, der das Spiel vorzeitig entschied. Tom Schütz vertändelte am eigenen Strafraum leichtfertig den Ball, Zillner spielte in die Mitte zu Abdenour Amachaibou, der den Ball zum 3:0 einlochte. Das Spiel war so gut wie entschieden.
"Wir haben die Anfangsphase verschlafen, sind nicht ins Spiel gekommen", erklärte Demuth die frühen Gegentore. Sein Gegenüber Klaus Augenthaler sah das ähnlich: "Wir haben Babelsberg im letzten Spiel gegen Regensburg beobachtet. Die haben von Beginn an Druck gemacht. Wir wollten den Spieß umdrehen und sie früh unter Druck setzen. Das ist uns gelungen."
Nach der Halbzeit kamen die Babelsberger mit mehr Schwung aus der Kabine. Augenthaler wurde trotz 3:0-Führung unruhig. Immer wieder rief er vor der Seitenlinie seine allzu lässig spielende Mannschaft zur Räson. Beinahe hätten die Babelsberger auch den Anschlusstreffer erzielt. In der 49. Minute zog Linksverteidiger Robert Paul am linken Strafraumeck ab, Darius Kampa im Haching-Tor klärte. Nach der anschließenden Ecke war es erneut Paul, der an den Ball kam. Diesmal verhinderte die Latte ein Babelsberger Tor.
Die rund 2.000 Babelsberg-Fans ließen sich die Stimmung bei strahlend blauem Himmel dennoch nicht verderben und feuerten ihre Mannschaft weiter an. Die einzigen Unmutsäußerungen betrafen den zuweilen kleinlich pfeifenden Schiedsrichter Robert Kampka. Erst nachdem er in der 71. Minute nach einem wiederholten Foulspiel von Ronny Surma die gelb-rote Karte zückte, gaben sich die Babelsberger endgültig auf. Der Endstand fiel sieben Minuten später und erneut nach einem Freistoß. Marc Nygaard köpfte aufs Tor, Marian Unger konnte den Ball nur abprallen lassen, erneut war Amachaibou zur Stelle und staubte zum 4:0 ab.
"Das war im Kampf um den Klassenerhalt ein Rückschlag. Ich denke, es war nach der englischen Woche vor allem eine Kraftfrage", sagte Demuth. "Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass wir zum ersten Mal in dieser Saison richtig auf die Schnauze gefallen sind. Jetzt müssen wir nach vorne schauen."
Am Samstag findet auswärts das Nachholspiel gegen FC Bayern II statt. Mit einem Sieg gegen den Tabellenletzten können die Blau-Weißen die Abstiegsränge verlassen. Sie haben den Klassenerhalt damit immer noch selbst in der Hand.
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