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Kult Über russischen Patriotismus zu lachen, fällt nicht leicht. Wie absurd die Inszenierung staatlicher Propaganda trotzdem ist, zeigt Sandra Ratkovic’Fotoprojekt „Moskau“Russia today

Sandra Ratkovic fotografiert seit drei Jahren verlassene sowjetische Militärgelände in Berlin und Umgebung. In den dortigen Schulen und Krankenhäusern entdeckte sie Wandgemälde mit Kosmonauten, Raketen und Lenin-Konterfeis. Sie wollte herauszufinden, ob sich diese Reste sowjetischer Ästhetik auch im Moskau von heute finden ließen und reiste deswegen im Sommer 2015 in die russische Hauptstadt.

An vielen Hauswänden sieht sie dort alte Reliefs mit Raketen und Kosmonauten. Aber sie begegnet nicht nur Resten vergangener militärischer Verehrung, sondern auch neue Formen patriotischer Inszenierung, die von touristischem Marketing kaum zu unterscheiden sind. Auf dem Roten Platz kann man sich mit Doppelgängern Lenins, Stalins und Putins fotografieren lassen. An Touristenständen und in Edelkaufhäusern kann man T-Shirts mit Parolen wie „Russland, voran!“ und Putin-Porträt kaufen. „Putin wird inszeniert wie ein Popstar“, sagt Ratkovic.

Ratkovic war 2015 zum ersten Mal in Russland. Einerseits war sie befremdet, gleichzeitig fühlte sich die Tochter einer Deutschen und eines Kroa­ten an etwas erinnert, das sie kennt: das ehemalige Jugoslawien mit seinem Tito- und Militärkult.

Was die 35-Jährige mit ihren Bildern festhält, kann jeder bestätigen, der schon einmal in Russland war: Überall wo Platz ist, werden orthodoxe Kirchen neu gebaut. Einst unterdrückt, sind sie jetzt zentrale Pfeiler des postsowjetischen Staats. Eingepfercht zwischen grauen Plattenbausiedlungen und Tankstellen wirken die kleinen Kirchen mit Zwiebeltürmchen wie Fremdkörper.

Wie ein Fremdkörper wirkt auch die Frau, die vor dem Militärdenkmal posiert (Foto links). Sie könnte auch vor der Akropolis oder dem Eiffelturm stehen. Ob sie die Rakete hinter sich lächerlich findet oder bewundert?

„Bei meinen Ausstellungen habe ich viele Russen kennengelernt, die finden, dass die Stadt und ihre Entwicklung in meinen Bildern auf eine humorvolle Weise eingefangen ist“, erzählt Ratkovic.

Russische Besucher wiesen sie darauf hin, dass auf dem Gebäude der „Ausstellung der Errungenschaften der Volkswirtschaft“ in kyrillischen Buchstaben steht: „Das meistbesuchte Museum in Moskau“. Auf dem ganzen Gelände hinter der Frau aber ist kein Mensch zu sehen. Christina Spitzmüller

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