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Künstlich befruchtete Forellen

■ Angler in Ostholstein wollen ihre Gewässer wiederbeleben

„Die ist ganz schön zickig“, schmunzelt Jörg Gauger. In seinen Armen hält der Angler aus Neustadt im Kreis Ostholstein eine zappelnde Meerforelle. Er will den Fisch freilassen, nach einem Winter in der Brutanlage Altmühlendorf.

Jedes Jahr im Winter kehren hunderte Meerforellen zum Ablaichen aus der Ostsee in ihr Ursprungsgewässer, in diesem Fall die Kremper Au bei Neustadt, zurück – und überleben die Begegnung mit dem Angler. Denn die sind nur auf die Eier der Meerforelle aus. Die kleinen orange-farbenen Kugeln haben im völlig versandeten Flußbett der kleinen „Kremper Au“keine Überlebenschance. Also werden den weiblichen Tieren die Eier und den männlichen die Milch entnommen. Die Eier werden künstlich befruchtet; die jungen Fische, die daraus entstehen, überwintern in einer Brutanlage und landen im Frühling wieder in der Kremper Au. So soll das Gewässer revitalisiert werden. Davon profitierten Eisvogel, Meerforellen und Mikroorganismen.

„Doch bis dahin ist es ein langer Weg“, weiß Gauger. Insgesamt rund 78.000 Eier wurden den Meerforellen während der Saison in der Kremper Au (58l.000) und der Farver Au (20.000) entnommen. Und 75.000 Brutlinge setzen die Mitglieder des Neustädter Angelvereins jetzt im Frühjahr wieder in die Kremper Au ein. Das klingt viel, doch nicht alle Tiere bleiben in der Au oder kehren auch nur dahin zurück: Wenn sie 15 bis 20 Zentimeter groß sind, schwimmen die Tiere Richtung Ostsee. Dort bleiben sie, bis sie geschlechtsreif sind. Dann, wenn Zeit zum Ablaichen ist, sollten sie eigentlich in ihre Geburtsgewässer zurückkommen. Doch das, schätzt Gauger, tun nur zwischen ein und zwei Prozent der ausgesetzten Brutlinge. lno

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