Kühe, Schweine und Krokodile

■ Neues aus der Eishockey-Provinz: Die Crocodiles hoffen auf einen Platz in der ersten Liga

Ginge es nach den Fans der Krokodile, könnte der heutige Gegner dorfdeppenhafter nicht sein. Kü-he, Schwei-ne, A-den-dorf skandieren die Anhänger gerne in Richtung des der Provinzialität geziehenen Lokalrivalen aus der Nähe Lüneburgs. Einziger Dorn im Auge der Raubtiere: Der Adendorfer EC steht immer noch vor den Croco-diles auf dem dritten Platz, und der berechtigt am Ende der Runde zu Qualifikationsspielen für die erste Liga.

Bei näherer Betrachtung verwischt der Gegensatz von mondänen Krokodilen und dörflichen Nutztieren. Im Eishockey ist die Provinz eher Hamburg: Adendorf bewegt sich seit Jahren mäßig erfolgreich im mittleren Bereich des hiesigen Eishockeys. In Hamburg dagegen scheiterten in diesem Jahrzehnt gleich drei Versuche, ein erstklassiges Team auf die Kufen zu stellen.

„Vorher waren Macher im Hintergrund, die hauptsächlich ihre eigene Profilierung betrieben“, wirbt Crocodiles-Manager Hartmut Steenken um Vertrauen für Versuch vier mit „sauberen Strukturen“. Chef des Vereins ist diesmal Claus-Peter Jebens, dessen großes Ziel es ist, eine multifunktional nutzbare Sporthalle in Hamburg zu errichten. „Für diese Halle bauen wir Mannschaft und Umfeld auf“, sagt Steenken. Die Farmsener Eissporthalle ist mit einem Fassungsvermögen von gerade 2.300 Zuschauern viel zu klein für große hockey events, wie sie den Machern vorschweben.

Mit einem Dreijahresplan (qualifizieren, etablieren, attackieren) soll über die erste Liga bis zur Jahrtausendwende der begehrte Sprung in die Eliteklasse namens Deutsche Eishockey-Liga (DEL) geschafft werden. „Vom sportlichen Image und dem Anreiz können wir die Nummer eins in Hamburg werden“, glaubt Steenken. Doch wer Eishockey in Hamburg etablieren will, muß nicht lange nach Schwierigkeiten suchen. Vor Saisonbeginn wurde die Mannschaft reihenweise mit renommierten Spielern bestückt. Dennoch verpaßte das Team die Endrunde um die deutsche Meisterschaft und muß sich nun in der Trostrunde für die erste Liga qualifizieren. Eine „Frechheit“der Stars, befand die Fachzeitschrift Eishockey-Magazin.

In harten Zeiten spricht Coach Bob Burns, einst erfolgreich beim heutigen DEL-Club Schwenningen, gerne davon, „ein Dach zu bauen über die Mannschaft“, an der er Kritik von außen abprallen läßt. Durch zwei Siege am vorigen Wochenende sieht sich der nicht unumstrittene Coach in seinem Kurs bestätigt: „Langsam, aber sicher kommen wir in unseren Rhythmus.“Mit Mißtönen geht man in Farmsen recht gelassen um: „Burns raus“hatte ein Kritiker jüngst an die Tür des VIP-Raums gekritzelt – darüber befindet sich nun ein Aufkleber „Crocodiles – Eishockey mit Biß!“. Folke Havekost

Crocodiles Hamburg – Adendorfer EC, heute, 20 Uhr, Eissporthalle Farmsen