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Kubanische Sprinterin bei ParalympicsGoldmedaillen in Serie

Die sehbehinderte Sprinterin Omara Durand ist in Kuba einer der großen Sportpersönlichkeiten. Bei den Paralympics in Paris läuft sie wieder vorneweg.

Omara Durand (vorne) mit ihrem Guide bei einem Wettkampf in Paris im vergangenen Jahr Foto: PanoramiC/imago

Paris taz | Die älteste Läuferin in ihrem Startfeld war die 32-jährige Kubanerin, als sie am Montagvormittag im Stade de France über die Laufbahn sprintete – dabei sah sie aus wie die jüngste von allen. Den Qualifikationslauf fürs Finale über 400 Meter schloss sie mit gut zwei Sekunden Abstand als Erste ab. Mit einer beachtlichen Lockerheit stolzierte sie ins Ziel, lief danach aus, ließ sich von den Fans feiern. Das Publikum Paralympischer Spiele kennt diese Frau. Omara Durand ist seit 2012 in London dabei – als zuverlässige Goldmedaillengewinnerin.

Sofern bei den Spielen von Paris alles normal verläuft, wird Omara Durand auch hier wieder abräumen. Und dies nicht nur über 400 Meter, sondern auch auf den Distanzen über 200 und 100 Meter. Überall hält sie den Weltrekord, vor den Spielen von Paris hat die Läuferin mit Sehbehinderung ihren Rücktritt erklärt. Die kubanische Staatszeitung Granma zitierte Durand mit den Worten: „Ich werde mich von der Rennstrecke, auf der ich immer mein Bestes für Kuba gegeben habe, verabschieden.“ Es waren große News auf der Karibikinsel.

Für Parasportlerinnen ist es noch eher ungewöhnlich, dass ein Rücktritt großes Echo erzeugt. Aber wer die Leistungen Omara Durands einordnet, kann nicht verwundert sein. Kubanische Reporter, die schon vor wenigen Wochen bei den Olympischen Spielen in Paris waren, erklärten, Durand könne es mit jeder anderen Sportpersönlichkeit des Landes aufnehmen. Auch der Sprinterin ist das klar: „Ich weiß, dass ich sehr viel bewundert werde. Und dass ich diejenige bin, hinter der alle her sind.“

Ihre Erfolge machen die Menschen in Kuba stolz. Im sozialistisch regierten Staat ist das Wohlstandsniveau die letzten Jahrzehnte stark gesunken. Wer den kubanischen Staat aber verteidigen will, stützt sich gern auf zwei Bereiche, in denen er angesichts begrenzter Mittel höchst erfolgreich ist: das Gesundheitswesen und das Sportsystem.

Botschafterin des Sozialismus

Die Lebenserwartung in Kuba lag bis vor Kurzem höher als beim nördlich gelegenen Klassenfeind, den viel wohlhabenderen USA, ehe sie inmitten der Pandemie deutlich abfiel. Der aktuelle Wert von 73,7 Jahren ist aber immer noch ein Erfolg.

Auch im Sport fällt Kuba immer wieder auf. Bei den Olympischen Spielen von Paris landete Kuba immerhin auf dem 32. Platz, vor Österreich und Taiwan. 2021 in Tokio hatte es sogar noch für Platz 14 gereicht. Dass es diesmal schlechter lief, erklären Vertreter des kubanischen Sports damit, dass es oft an Geld mangele, Athletinnen zu internationalen Qualifikationsturnieren zu schicken. Bei den Paralympics steht das Land im historischen Medaillenspiegel der Sommerspiele auf Platz 34, 2021 in Tokio reichte es für Rang 35.

Und keine Athletin verkörpert die Symbiose eines erfolgreichen Gesundheitssystems mit guter Sportförderung so sehr wie Omara Durand. Sie ist damit auch eine Botschafterin des kubanischen Sozialismus, was sie selbst gut verstanden hat. „Dieser Sieg ist für Kuba!“, erklärt sie nach erfolgreichen Rennen gern. Sie lobt das Sportsystem des Landes, ohne das sie ja tatsächlich nie zur Weltspitze aufgestiegen wäre. Leistungssportlern in Kuba mangelt es selten an relativ guter Ausrüstung, klugen Trainingsregimen und athletengerechter Nahrung.

Mittlerweile aber taugt die 32-jährige Durand nicht mehr nur zum Vorbild für Sozialisten. Bei den Spielen von London 2012 lief sie unwissentlich in ihren frühen Schwangerschaftsmonaten. Kurz darauf nahm sie eine Auszeit, um ihre Tochter zur Welt zu bringen.

Als sie 2015 nur ein Jahr vor den Spielen von Rio das Training wieder aufnahm, hatten viele sie schon abgeschrieben. „Das Wichtigste ist, dass man hart trainiert und an sich glaubt“, sagte sie nach ihren drei Goldmedaillen in Rio 2016. 2021 in Tokio war sie dann wieder Favoritin, und lieferte mit je Gold über 100, 200 und 400 Meter.

In Paris könnte sie ihr Land nun ein letztes Mal stolz machen. Wobei unwahrscheinlich ist, dass Omara Durand nach ihrem Ausscheiden aus dem Wettkampfalltag gar keine Rolle mehr im kubanischen Sport spielt. Granma hat ihren Verbleib im System beinahe schon angekündigt, indem sie Durand zur „Legende“ und „Königin“ erklärt hat. Und wenn ein sozialistisch regiertes Land eine Königin hat, dann muss sich die wohl umso mehr fürs Volk einsetzen.

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