: Kuba nimmt dem Dollar seine Macht
Die US-Währung ist in Castros Reich unerwünscht. Bis gestern konnten die Kubaner noch ihre US-Dollar gebührenfrei tauschen. Als Zahlungsmittel werden sie schon seit einer Woche nicht mehr akzeptiert. Dafür gilt jetzt der „Peso convertible“
VON KNUT HENKEL
Carmen Almiñaque hat schon umgestellt. Seit knapp zwei Wochen akzeptiert die schmächtige Frau nur noch den „Peso convertible“ von den Touristen, die bei ihr unterkommen. Carmen vermietet seit fast sieben Jahren zwei Zimmer ihres Hauses in der Nähe des Platz der Revolution und lebt von den Einnahmen. „Alle US-Dollar habe ich bei der Bank getauscht und auch die Buchführung umgestellt“, so die rüstige Rentnerin, die gemeinsam mit ihrem Sohn das kleine Unternehmen führt.
Der Run auf die Wechselstuben, wo US-Dollar gegen den Peso getauscht werden, war auch gut zwei Wochen nachdem die Regierung angekündigt hat keine US-Dollar mehr in den staatlichen Geschäften zu akzeptieren, ungebrochen. Grund genug für die Nationalbank die Umtauschfrist bis gestern zu verlängern. Wer jetzt noch umtauscht, muss zehn Prozent Gebühren zahlen.
Und so wurden Millionen von US-Dollar umgetauscht oder auf die in US-Dollar geführten Konten eingezahlt. Auch Carmen hat ein Dollarkonto, und die Regierung hat zugesichert, dass die Devisenkonten von den getroffenen Maßnahmen unberührt bleiben.
Zu denen sah sich Kuba gezwungen, so die offizielle über die staatlichen Medien verbreitete Version. Die US-Regierung habe Druck auf internationale Banken ausgeübt, die mit Kuba Geschäfte in US-Dollar durchführen, so Außenminister Felipe Pérez Roque gegenüber der Parteizeitung Granma. So war die Schweizer UBS-Bank vom US-Schatzamt im Mai wegen Verstoßes gegen das US-Handelsembargo verwarnt worden, weil sie frische US-Dollar nach Kuba geliefert hatte.
Auch die Beschränkungen von Dollartransfers von Familienangehörigen in den USA nach Kuba und die Reisebeschränkungen für Exilkubaner haben die Regierung in Havanna bestärkt, den US-Dollar in den staatlichen Geschäften des Landes nicht weiter zu akzeptieren und auf den „Peso convertible“ umzustellen.
Diese Währung wurde Mitte der Neunzigerjahre als dritte neben dem seit Juli 1993 legalen US-Dollar und dem Peso eingeführt. Damals hofften die Verantwortlichen im Finanzministerium die neue Währung, die 1:1 an den US-Dollar gekoppelt ist, international konvertibel zu machen und den US-Dollar zu ersetzen. Zentrale Voraussetzung für die Realisierung der angestrebten Währungsreform war jedoch mehr Produktivität in der Wirtschaft.
Die stellte sich allerdings bis heute nicht in gewünschten Umfang ein. Spielraum für die anvisierte Währungsreform war somit nicht vorhanden, und letztlich haben die USA mit ihrer verschärften Embargopolitik den Kubanern die hinausgezögerte Entscheidung abgenommen.
Die hat durchaus positive Auswirkungen für die Regierung in Havanna. So ist aus ideologischer Perspektive die Zirkulation der Währung des Klassenfeindes nie begrüßt worden, und mit der Umstellung werden die staatlichen Devisenreserven kurzfristig um schätzungsweise mindestens 200 Millionen US-Dollar aufgebessert.