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Krollmann läßt alle Türen offen

■ Der hessische Spitzenkandidat kann sich auch Koalition mit CDU oder FDP vorstellen / Übereinstimmende Standpunkte mit den Liberalen in der Atomfrage / Alkem–Genehmigung vor den Neuwahlen möglich

Frankfurt (ap) - Eine Neuauflage der rot–grünen Koalition in Hessen nach den Neuwahlen am 5. April ist für den voraussichtlichen Spitzenkandidaten der SPD, Hans Krollmann, noch keineswegs beschlossene Sache. Der bisherige Finanzminister sagte in einem Interview der Tageszeitung „Die Welt“ (Samstagausgabe), bei entsprechenden Wahlergebnissen wolle er auch mit der CDU und der FDP über eine Koalition verhandeln. Der Finanzminister unterstützte zugleich die Haltung seines Kabinettskollegen Ulrich Steger im Streit mit den Grünen um die Atomfabrik Alkem und sagte, eine befristete Genehmigung des Landes Hessen für den Nuklearbetrieb könne noch vor der Wahl erteilt werden. Während die Grünen diese Äußerung scharf kritisierten, sprach die CDU von einem „dritten Täuschungsmanöver“. Am Vortag hatte SPD–Bundesgeschäftsführer Glotz ähnlich wie Krollmann zu möglichen Koalitionsverhandlungen nach der Wahl Stellung genommen. Dies bezeichnete die südhessische SPD am Freitag als „unerbetenen Ratschlag“, den sich der Bezirk verbitte. „Die hessische SPD wird ih ren Kurs selbst bestimmen“, bekräftigte der Vorstand des mit 83.000 Mitgliedern zweitstärkten SPD–Bezirks. Wie Krollmann in dem „Welt“– Interview weiter betonte, sieht er auch „Berührungspunkte“ mit der FDP. Gerade in der Atomfrage, die zum Bruch der Koalition mit den Grünen geführt hatte, habe die hessische FDP Standpunkte vertreten, die mit denen der SPD übereinstimmten. Dem außerordentlichen Parteitag des SPD–Bezirks Hessen–Süd am Samstag wird ein Beschlußvorschlag des Bezirksvorstandes vorliegen, in dem Krollmann die geschlossene Unterstützung im bevorstehenden Landtagswahlkampf zugesagt wird. Der Bruch der Koalition wegen des Genehmigungsverfahrens für Alkem wird als „absurd“ bezeichnet. Die Grünen sollen in dem Antrag aufgefordert werden, zu „konstruktiver Arbeit“ für die hessische Landespolitik zurückzufinden. Ein früherer Antrag des Vorstandes, in dem die von Wirtschaftsminister Steger vorgeschlagene Teilgenehmigung für die Alkem ausdrücklich kritisiert wird, wurde zurückgezogen.

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