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Kritik der Woche: Jan Zier über „Schönhässlich“Auf Bilder reduziert

Opulent kommt es daher, „Schönhässlich – Das Magazin“, wie es sich selbstbewusst nennt. Wobei es eher ein Katalog mit Hochglanzumschlag und dem Gewicht eines Bildbandes ist. Kein Wunder, das über 160-seitige Werk stammt ja auch aus der Hochschule für Künste – und arbeitet sich an der ewigen Frage ab, was denn schön und was hässlich ist.

Über 60 Studierende und AbsolventInnen aus dem Fachbereich Integriertes Design haben daran mitgearbeitet und dabei neben etwas Text vor allem viele modeaffine Fotostrecken in ihrem etwas sperrig-querformatigen Magazin untergebracht. Nun ist es für zwölf Euro im Fach- und Bahnhofsbuchhandel sowie beim Textem-Verlag zu haben.

Der Anfang ist recht erwartbar, schließlich überblättert man in jedem kommerziellen Mode-Magazin aus dem Handel erst einmal ein paar Seiten Werbung. Das ist hier genauso, nur dass sich statt einer mainstreamkompatiblen jungen Dame eben ein Mann mit Drei-Tage-Bart und rosa Strick-Oberteil auf dem Sofa räkelt. Auch der inhaltlich zahme, aber klare Hinweis auf frühere Benetton-Werbungen kommt gleich auf den ersten Seiten. Und dazwischen stehen dann die, nun ja: Schuhe des Labels „Frauke Cordes“, die freilich eher bildhauerische Objekte sind und „die Begrifflichkeit des Gehens“ erweitern, wie der kurze Text dazu erklärt, natürlich im besten Feuilleton-Duktus.

Und wenn sich dann mal eine, wie etwa Marie-Jo Albrecht, mit dem Mantel befasst hat, dann will es gleich eine „Studie“ sein, als ob hier tatsächlich wissenschaftlich etwas erforscht würde oder es überhaupt einer solchen Quasi-Legitimation bedürfte, um etwas zu gelten. Dabei ist Albrechts Ansatz wirklich interessant, reduziert sie doch den Mantel darauf, dass er den Menschen in seine Kleidung einsperrt. Leider verzichtet das Magazin hier wie auch anderswo auf fast jedweden Text, der die vielen Gedanken hinter dem Konzept klarer macht – im Vertrauen darauf, dass allein die Bilder sagen, was es dazu zu sagen gibt. Das ist schade. Und zu wenig, weil es zu vieles im Ungefähren belässt.

Dabei gibt es viele wirklich gute Themen in dem Magazin. Es geht um den Wasserverbrauch unserer Kleidung, um verlassene Architektur, um Schönheitskult, der zum Zwang wird, um Sissyboys, die Geschlechterrollen und normierte Körperbilder infrage stellen, um Woll-Unterwäsche zum Sichwohlfühlen. Und so weiter. Aber stets werden Fragen nur aufgeworfen, Themen nur angerissen, Antworten auf Fotos reduziert. Dazwischen gibt es ein paar einzelne Texte, die jene große Frage nach schön und hässlich vor allem aus der Modeperspektive beleuchtet. Gleichwohl ist das Magazin ein Plädoyer für die Vielfalt und gegen die gleichgeschalteten Ideale des Marktes.

Und das Layout? Ist gern laut und bunt, auch mal etwas lesefeindlich, hat aber ein paar wunderbare kleine Ideen: Seitenzahlen, die als Preisschilder daherkommen oder Geschlechterbezeichnungen, die ein Herz setzen, wo anderswo ein *, ein _ oder das Binnen-I steht.

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