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Kritik an der Berichterstattung

■ Erst nachdem die Geiselnehmer den Bus gekapert hatten, gaben die Journalisten ihre Zurückhalteung auf / Medienschelte von Wedemeier, Dittbrenner und Kripo-Chef

Bürgermeister Klaus Wedemeier, am Dienstag abend eigentlich ins Buten-und-Binnen-Studio gekommen, um zur Medienpolitik zu reden, war sichtlich erbost: „Ich finde, Sie sind ein bißchen zu weit gegangen; das werden wir noch zu klären haben“, drohte er und forderte alle BremerInnen auf, sich vom Ort der Geiselnahme, der Bushaltestelle Huckelriede auf der Neustädter Weserseite, fernzuhalten. Kurz zuvor hatte Buten und Binnen den Ort des Geschehens mitgeteilt. Seit etwa 15.00 Uhr war den Bremer Medien bekannt, daß sich die

Geiselnehmer in Bremen aufhielten. Den Ort des Geschehens versuchte die Polizei allerdings zu verheimlichen. Die Journalisten wurden gebeten, nicht zu berichten, da die Geiselnehmer nicht merken sollten, daß sie observiert wurden. Bis zur Kaperung des Busses hielten sich die Journalisten an diese Bitte.

Danach war es mit der Zurückhaltung vorbei. Live-Interviews im Fernsehen mit einem der Geiselnehmer, an der Raststätte ein Fernsehteam von RTL, das in brenzliger Situation einen Scheinwerfer in den Bus richtet,

nach den tödlichen Schüssen Fotographen, die ganze Filme von dem Sterbenden durchknipsen und erst, nachdem andere Journalisten ihnen Prügel androhen, von der Knipserei ablassen.

Gestern wurde die Medienschelte dann fortgesetzt: Am Grundbergsee, sagt Kripochef Möller, hätten Journalisten die Arbeit der Polizei behindert. Und SPD-Fraktionschef Claus Dittbrenner meint, daß sich Journalisten fragen müßten, inwieweit ein „übereifriger Einsatz“ Einfluß auf den Ablauf des Geschehens nehmen kann.

hbk

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