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Kritik an den Notruf-Frauen

■ Betr: „Es gibt keinen bestimmten Opfertyp“, taz 3.11.

Wir waren entsetzt über die Klischees und Vorstellungen der Notruf-Frauen über Selbstverteidigungskurse und ihre unkommentierte Wiedergabe in der taz! In unseren Kursen ist ein Schwerpunkt, ein Bewußtsein bei Frauen und Mädchen dafür zu schaffen, daß sexuelle Gewalt vorwiegend von Männern ausgeht, die sie kennen. Daraus ergeben sich vielschichtige Handlungsstrategien und Möglichkeiten der Gegenwehr, die gemeinsam im Kurs erarbeitet werden. Wir arbeiten konkret an den Stärken jeder einzelnen Frau und jedes Mädchen und liefern keine Patentrezepte. (...) Zu den Kursen gehören zum Beispiel Wahrnehmungsübungen zur Einschätzung von Situationen und eine Stärkung des Vertrauens in die eigenen Gefühle (...).

Die Einschätzung von Ulrike Kretschmann: „Die Täter greifen oft gerade Frauen an, die einen starken Eindruck machen“ ist falsch. Dem Täter geht es nicht um Sexualität, sondern um die Bestätigung seiner Macht und dazu wählt er ein Gegenüber, bei dem er sich überlegen glaubt. Er will sich diese Bestätigung leicht holen. Wieso sonst wären so viele Mädchen von sexueller Gewalt betroffen?

Eine mittlerweise weit verbreitete Angst ist, daß Mädchen durch die SV-Kurse Sexuallität als gefährlich empfinden. Es ist wichtig, Mädchen über ihre sexuellen Rechte aufzuklären, daß sie lernen zu spüren, was sie wollen und dies durchzusetzen.

Die Alternativen zur Präventiom, die die Notruf-Frauen vorstellen, sind absurd. Weder Täter-Therapie noch Opferbetreuung sind vorbeugend, denn schließlich muß mindestens eine Frau eine Gewalttat erlebt haben, bevor die Therapie am Mann angesetzt wird, um Wiederholungstaten zu verhindern.(...)

Trainerinnengruppe WenDo, fem. Selbstverteidigung,-behauptung Bremen und Oldenburg. Kontaktadresse: Hagazussa, Frauen-Buchladen Friesenstr. 12

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