Kritik an „Bild“-Porno

Schauspielerin mit Pornovergangenheit: Berlinale-Leiter Dieter Kosslick kritisiert Schlagzeile der „Bild“-Zeitung

BERLIN taz Der Leiter der Filmfestspiele in Berlin, Dieter Kosslick, hat die Bild-Zeitung scharf kritisiert. Das Boulevardblatt hatte am Montag auf der ersten Seite vermeldet, die Schauspielerin Sibel Kekilli habe früher einmal in einem pornografischen Film mitgewirkt. Die 23-Jährige ist gerade erst als Hauptdarstellerin in dem Film „Gegen die Wand“ von Fatih Akin bekannt geworden, der am Samstag in Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. Darin spielt sie eine junge Deutschtürkin, die eine Scheinehe mit einem älteren Alkoholiker eingeht, um ihrem konservativen Elternhaus zu entfliehen.

Die Vergangenheit der Darstellerin sei „unwichtig und unbedeutend“, ließ das Büro des Berlinale-Chefs in einer Presseerklärung verlauten. „Die Filmfestspiele hoffen, daß Sibel Kekilli unbeschadet aus dieser Situation herausgeht, und wünschen ihr eine große Schauspielkarriere.“ Auch der Produzent Stefan Schubert von Wüste Film, der die Filme von Fatih Akin produziert, nannte den Bild-Bericht „eine üble Nummer“. „Wir haben das natürlich gewusst. Es war uns aber gleichgültig, denn uns haben nur die schauspielerischen Fähigkeiten Sibels interessiert“, sagte Schubert.

Bei der Produktionsfirma und der Filmförderung Hamburg waren am Montag die Telefone heißgelaufen. „Alle wollen gratulieren“, sagte die Chefin der Filmförderung Hamburg, Eva Hubert. Und im Stadtteil Altona, wo der Regisseur aufgewachsen ist, hatten türkische Fans die Auszeichnung mit Autokorsos gefeiert.

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