Betr.: Untergang des Werftenlandes, taz hamburg vom 23.11.00: Kriterien
Schiffbau ist wirtschaftlich gesehen eine der merkwürdigsten Sachen überhaupt. Nirgends auf der Welt wird dieses Gewerbe zu den Preisen ausgeübt, die es kostet. Und vermutlich war das seit den Galeonen der spanischen und portugiesischen Welteroberer so. Schiffbau ist selbst da, wo er sich rechnet, nicht nach wirtschaftlichen Kriterien zu betrachten, sondern immer nach politischen. Jedes Schiff ist zu billig, sei es aus Südostasien, direkt subventioniert, oder durch nicht auf den Schiffspreis umgelegte Leistungen wie Flussvertiefungen (Papenburg) oder Schleusenneubau (Sietas) zuguns-ten der Werften. Die einzige Ausnahme ist der Spezialschiffbau, was aber meistens nur eine elegante Bezeichnung für Rüstungsgut ist - und das ist selbstverständlich zu teuer. U-Boot-Bau in Kiel ist somit ein durchaus zweifelhafter Erfolg, speziell in der Stadt, die gerade durch die schändliche Sprengung und Räumung der Ruinen des U-Boot-Bunkers Kilian die manifeste Erinnerung an Krieg und Seegrab aus dem Hafenbild verbannt hat.
Hajo Schiff
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