piwik no script img

Krise zwischen Argentinien und SpanienMilei provoziert, Sánchez kontert

In Madrid hetzt Argentiniens Präsident Milei indirekt gegen den Ministerpräsidenten Sánchez und dessen Frau. Die Regierung bestellt den Botschafter ein.

Beginn einer Eiszeit zwischen Spanien und Argentinien? In der Botschaft in Buenos Aires sind die Rollos runtergefahren Foto: REUTERS/Agustin Marcarian

Buenos Aires taz | Argentiniens rechtslibertärer Präsident Javier Milei hat wieder provoziert. Diesmal auf einer Wahlkampfveranstaltung der spanischen Rechtsaußenpartei Vox zur Europawahl am Sonntag in der spanischen Hauptstadt Madrid. In einer Rede, in der Milei in bekannter Manier gegen alles Linke hetzte – „Der Sozialismus führt zu Armut und Tod, wer etwas anderes behauptet, ist unwissend und ein Lügner“ – wich Milei plötzlich von seinem Redemanuskript ab und zelebrierte mit Häme in der Stimme: „Auch wenn du eine korrupte Frau hast, es wird schmutzig, und dann nimmt man sich fünf Tage Zeit, um darüber nachzudenken.“

Das war ein direkter Angriff auf den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez und seine Frau Begoña Gómez, und ein grinsender Milei genoss die stehenden Ovationen der rund 11.000 Anwesenden. Nach Korruptionsvorwürfen gegen Begoña Gómez hatte Sánchez Ende April eine fünftägige Auszeit genommen, um darüber nachzudenken, ob er im Amt des Ministerpräsidenten bleiben werde, was er schließlich tat.

Spaniens Regierung reagierte prompt. Noch am Sonntag rief sie ihren Botschafter in Bue­nos Aires zu Konsultationen und „auf unbestimmte Zeit“ zurück und bestellte den argentinischen Botschafter in Madrid ein. Außenminister José Manuel Albares warf Milei „Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ Spaniens vor und bezeichnete es als einen „Frontalangriff auf unsere Demokratie“ in Spanien. „Ein ausländisches Staatsoberhaupt besucht ein Land nicht, um dessen Institutionen zu beleidigen“, so Albares.

Heimspiel für Milei in Madrid

Mileis Reise nach Madrid war kein offizieller Besuch und ein Treffen mit Pedro Sánchez war nicht geplant. Der Grund für die Reise war die Vorstellung seines neuen Buches, das ab Montag auf dem spanischen Buchmarkt erhältlich ist. Der mehr als willkommene Nebeneffekt war der Auftritt bei der Vox-Veranstaltung und damit vor den führenden Köpfen der Rechten und der extremen Rechten. Und damit Argentiniens Staatskasse die Kosten der eher privaten Reise übernehmen konnte, wurde ein Treffen mit potentiellen Investoren organisiert.

Mileis Auftritt in Madrid war ein Heimspiel. Zahlreiche hochrangige rechts- und nationalkonservative Politiker aus dem Ausland saßen in der ersten Reihe, wie Marine Le Pen aus Frankreich, der Portugiese André Ventura, der chilenische Rechtsaußen José Antonio Kast und der israelische Minister für soziale Gleichheit, Amichai Chikli. Italiens Ministerpräsidentin Georgia Meloni und Ungarns Regierungschef Viktor Orbán waren per Video zugeschaltet.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Die Situation wird hier leider falsch dargestellt. Komplett falsch. Es ist objektiver Fakt, dass die Krise damit begonnen hat, dass der spanische Minister für Transport Milei indirekt als "Konsument von bestimmten Substanzen" bezeichnet hat. Daraufhin hat Milei der Regierung Sánchez mit diesem Brief angegriffen. Eine Woche zuvor hatte Sánchez gesagt "Es muss mit Falschmeldungen und Beleidigungen aufgehört werden" und ja jetzt hat seine Regierung eine Falschmeldung genommen, um Milei zu beleidigen, Beachten Sie die Heuchelei. Bitte lest objektive Artikel über diese Situation. Fakt ist Spanien hat Argentinien zuerst angegriffen. Einen Präsidenten als Drogenkonsument zu bezeichnen ist schon viel beleidigender, als einen Präsidenten, der tatsächlich korrupt sein könnte, einen Korrupten zu bezeichnen.

    • @Nanda Behr:

      Woran erkennen Sie objektive Artikel denn? Wo finden Sie diese?

  • So macht man das. Insbesondere die Rechten verstehen es gut, sich mit emotional basierten Lügen in Szene zu setzen. Das ist in Argentinien nicht anders als in Deutschland, Frankreich oder GB. Anständige Leute -egal wer- tun das nicht....

    • @Perkele:

      Die Ehefrau von Sanchez wurde doch aber wegen Korruption angeklagt oder nicht? Und sie wurde nicht mal explizit genannt. Wo ist also die Lüge konkret?

      • @hartmood:

        Seine Ehefrau wurde angezeigt und nicht angeklagt.



        Die Staatsanwaltschaft will die Ermittlungen einstellen:



        www.tagesschau.de/...ngestellt%20werden.

        Warum googlen Sie eigentlich nicht, statt unreflektiert auf gleiche Weise wie Rechte mit so einem Dreck zu werfen?

      • @hartmood:

        Die Anklage wurde fallen gelassen nachdem klar wurde, dass sie einzig und allein auf Desinformation rechter Hetzer beruhte - ohne jede Substanz. Sind solche Machenschaften denn keine Lügen??

  • Weiß jemand ob die AgD auch eingeladen war oder sind die jetzt den Rechten zu rechts?