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Krise und WarenweltEine kleine Packung, bitte

Kleine Produktpackungen gab es früher nur in der „dritten Welt“ – bald auch in Europa. Es ist also soweit: „Wir“ sind jetzt Afrika.

Ein Lutscher. Muss er jetzt noch kleiner werden? Bild: knallgrün / photocase.com

Es ist nicht ohne böse Ironie: Gibt man bei Google die Suchbegriffe „Konsum“ und „Armut“ ein, stößt man gleich bei einem der ersten Einträge auf „Überflussgesellschaft“. Und dieser Begriff eröffnet sogleich einen ganzen Horizont von Assoziationen.

In einer Gesellschaft im Überfluss konsumieren die Reichen viel, die Ärmeren wenig, aber da Güter in Überfluss vorhanden sind und auch die Armen als Konsumenten für Nachfrage sorgen, ist es keineswegs so, dass sie völlig aus dem konsumistischen Orbit ausgeschlossen sind. Auch sie konsumieren, nur anders. Und weil auch die Ärmeren längst nicht mehr wirklich arm sind, müssen sich die Wohlhabenden, um ihren Wohlstand zu dokumentieren, durch eine eigene Art von Konsum von den Habenichtsen absetzen. „Stil“ wird so zum Mittel zur Distinktion.

Die einen kaufen beim Gourmettempel um die Ecke, die anderen bei Aldi. Eine ganze Spielart der Soziologie hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten darauf verlegt, subtile „Schichtungen“ durch Konsum zu beschreiben. In der „Überflussgesellschaft“ werden Waren zu „Positionsgütern“, mit denen Statusüberlegenheit dokumentiert wird – Oberchic und Unterchic. Und doch wirkt eine solche Soziologie, die in Boomzeiten und der Ära stetigen Wachstums gedieh, und die mit aufgewecktem Interesse auf die Ästhetik der Waren guckte, heute seltsam aus der Zeit gefallen.

Instant-Kartoffelbrei in kleinen Mengen

Denn plötzlich sind es Millionen in Europa, für die nicht mehr gilt, dass sie ein schmaleres Haushaltsbudget haben als andere – sondern dass sie praktisch kaum mehr konsumieren können. Die Ankündigung des Lebensmittelmultis Unilever, nunmehr auch in Europa neue, kleine Verpackungsgrößen einzuführen, schlug jetzt ein wie eine Bombe. Dabei ist es ja nur zu logisch: Wer auch Leuten Instant-Kartoffelbrei verkaufen will, die nur über ein Haushaltsbudget von drei Euro am Tag verfügen, der wird wohl versuchen, die Packungsgrößen zu reduzieren.

Und wenn Millionen Leute höchstens 10 Euro im Supermarkt ausgeben können, ist es vielleicht nicht so eine gute Idee, Waschpulver nur in Packungen anzubieten, die ein Vierteljahr vorhalten und gleich das gesamte Budget eines einzelnen Einkaufs auffressen würden. Was die Nachricht so einschlagen ließ, ist natürlich der Umstand, dass er eine Art narzistische Kränkung ist.

Die kleine Packung wird zur Verkörperung der Krise. Diese kleinen Packungen gab es früher nur anderswo. In Afrika. In Asien. Vielleicht auch in Lateinamerika. Aber jetzt kommen sie also auch nach Europa, nach Spanien, Griechenland, Italien. Nach vier Jahren Finanzkrise sind „wir“ also soweit. „Wir“ sind also jetzt auch Afrika. Da klingt die Hintergrundmelodie vom Abstieg Europas an. Dabei ist gerade diese Packungsgrößen-Reduktion Symptom für eine Gesellschaft, in der der Massenkonsum die Wirtschaft am Laufen hält.

Doch die Exkludierten sind nicht völlig exkludiert, denn man braucht sie ja als Konsumenten. Solange sie noch als Konsumenten wertvoll sind, sind auch die Armen aus dem Blickwinkel dieses Systems nicht völlig nutzlos. Wer Zweitages-Rationen Haarschampoo kaufen kann, der ist, könnte man sagen, noch nicht vollends aussortiert. Der globale Wettbewerb, in dem die Firmen aus den reichen Nationen ihre Wettbewerbsvorteile ausspielen konnten, hat die lokalen Märkte in den heutigen Krisenländern ruiniert.

Lokale Warenkreisläufe wieder etabliert

Aber mit der Krise sind die Absatzmöglichkeiten für diese Konzerne nicht allein deshalb gesunken, weil die Millionen Arbeitslosen in Griechenland und Spanien kein Geld mehr haben, ihre Waren zu kaufen – sondern auch, weil die lokalen Warenkreisläufe wieder etabliert wurden. Ökonomisch gebeutelte griechische Bauern verkaufen ihre Tomaten heute billiger, als noch vor drei, vier Jahren, und griechische Arbeitslose, die kaum mehr Geld in der Tasche haben, kaufen sie ihnen ab – sofern nicht ohnehin, weil niemand mehr Geld hat, der Tauschhandel wieder aufblüht.

Denn das ist auch ein Aspekt dieser Geschichte: „Wir“ haben die südlichen Euroländer niederkonkurriert. Dafür durften „wir“ uns den Titel Exportweltmeister umhängen. Leider haben „wir“ uns damit auch einen Absatzmarkt ruiniert, sodass „wir“ plötzlich feststellen müssen: Wenn man den Nachbarn aus dem Geschäft drängt, wird man auf Dauer auch nicht froh.

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25 Kommentare

 / 
  • JK
    Juergen K.

    Tja,

     

    für die Millionen OBESRT-Klasse Autos, die nach den Weltweit-Pleite-Ländern exportiert werden,

     

    bekommt der gemeine Hartzer , Billiglöhner und Armutsrentner von Unilever wenigsten noch Schampoo in EINMAL-Packung.

     

    Dass der Author nun schreibt "WIR sind jetzt Afrika" ist zeitlich überholt:

     

    Der Hartzer ist seit einem Jahrzehnt "Bangladesch".

     

    Denn er lebt nicht von

     

    Brot für die Welt, sondern von

    Abfall in die Tafel.

     

    Derweil sich die Sozialministerin eines der reichsten Länder der Erde vor der Kamera

     

    INS HÖSCHEN PISST :: "Die sind so arm".

  • WI
    Weniger ist mehr

    Sorry, aber den Leuten die Welt erklären und mit Augenbinde durch die Welt laufen passt nicht.

    In so ziemlich jedem Discounter gibt es die kleinen Packungen und ich halte sie für sinnvoll. Jeder, der alleine lebt, kennt das Problem mit den großen Abpackungen, wo die Wurst oder das Obst einfach vergammelt. Wer will alleine schon 10 Würstchen verdrücken, bloss weil sie da sind? Und der Vergleich mit Afrika ist einfach nur perfide!

  • PP
    peter pa

    @28.08.2012 19:21 Uhr

    von Renegade:

     

    "Eine Frage bleibt mir aber noch: als ich das letzte Mal in Afrika war, haben die Armen dort meist große Säcke Reis gekauft und hofften, dass er für den Monat reicht, und sind nicht jeden Tag in den Supermarkt gegangen, um sich ein paar kleine Tüten Marken-8-Minuten-Reis zu kaufen... woher kommt also dieser eigentümliche Vergleich?"

     

    Als ich das letzte Mal in Afrika war, haben sie das bei den Lebensmitteln ( je nach Region) auch noch so gemacht. Aber sie sind angefixt mit unseren Verbrauchsgegenständen. Es werden vielfachst dutzende verschiedene Milchpulver in Kleinstpackungen von Nestlé verkauft, Kleinstpackungen an Reinigungsmitteln, Hygieneartikeln, Batterien... Neuerdings auch Medikamente, ungenügend deklariert, unverschrieben.

     

    Einen großen Teil dieser Güter davon brauchen sie nicht und sie sollten das oft minimal wenige Geld, das sie haben, lieber in langfristigere Dinge stecken als in oft entbehrliche Verbrauchsgüter.

    Wobei natürlich bei weitem nicht alles aus westlichen Ländern kommt, v.a. China überschwemmt auch viele afrikanische Länder.

    Der Traum schlechthin ist es ( nach dem Visum nach Europa), leben und konsumieren zu können wie die Europäer. Und nachdem das nicht möglich ist, gibt es zumindest einen kleinen Einblick in unsere wunderbare Warenwelt in Kleinstpackungen.

  • R
    reblek

    Na ja, da hat jemand ein Thema hochgezogen, das, wenn mensch in die Regale der Discounter sieht, incl. der damit formulierten Thesen stark relativiert wird. Kleine Packungen gibt es heute schon reichlich und für (fast) alles.

    "... aber da Güter in Überfluss vorhanden sind..." - Wohl eher "im".

    "Was die Nachricht so einschlagen ließ, ist natürlich der Umstand, dass er eine Art narzistische Kränkung ist." - Ich würde es mit "narzisstische" versuchen, sonst unterschlägt jemand außer einem "s" auch noch das "r".

    "Aber jetzt kommen sie also auch nach Europa, nach Spanien, Griechenland, Italien. Nach vier Jahren Finanzkrise sind 'wir' also soweit. 'Wir' sind also jetzt auch Afrika." - Es handelt sich zwar nicht um Literatur, aber dreimal "also" nacheinander wirkt nicht sonderlich gut.

  • R
    Renegade

    Wieder einmal ein Artikel zur Wirtschaft, der einfach nur polemisch ist.

     

    Ersteinmal ist es so, dass in der Überflussgesellschaft alle mehr konsumieren. Dass die "Armen" nur essen können, weil die "Reichen" (in dieser bipolaren Gesellschaft) ihnen noch etwas übrig lassen, geht ein wenig an den Tatsachen vorbei. Gerade die heutige Gesellschaft erlaubt es so gut wie jedem zu konsumieren, was er will, und als "Reicher" muss man sich dann durch die paar Luxusprodukte und Ökosachen etc. abgrenzen, weil sonst kein großer Unterschied mehr besteht - ganz anders als in vorindustriellen Zeiten, als Zucker, Kaffee, etc. noch Luxusgüter waren und 90% der Menschen aßen, was sie selbst anbauten. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass viele, die nicht arm sind (also dann wohl reich sein müssen), sich in der Tat nicht mehr darum sorgen, generische Produkte der verschiedenen Supermärkte zu kaufen, wenn sie ihren Ansprüchen genügen. Waren waren schon immer Positionsgüter, vor allem seit der Zeit, als sich der "gemeine Bürger" auf den Stand der Nobilität erheben konnte, seine Konsumbedürfnisse (fast) gleich dem Adel befriedigen konnte, und es ihm sogar erlaubt wurde, die Kleidung zu tragen, die er wollte.

     

    Weiterhin sind es gerade dieses Produkte, die in großen Packungen zu günstigeren Preisen angeboten werden. Vielleicht sollte der Autor mal in den Supermarkt gehen, dann sieht er, dass der Ja!-Krautsalat (1kg) im Rewe genausoviel oder weniger kostet als 300g einer zweitrangigen Marke. Auch beim genannten Waschmittel verhält es sich so. Und das nun gerade Unilever kleine Packungen anbieten möchte, wird wohl, wie hier schon oft gesagt, vor allem auf Single-Haushalte, die nicht eine halbe Woche das gleiche Essen wollen... denn wenn die "Armen" des Autors Unilever oder andere Markenprodukte kaufen, dann kann es ihnen ja noch nicht so schlecht gehen.

     

    Abgesehen davon sind natürlich größere Packungen im Moment des Kaufes teurer, wie es auch Sam Vimes zitierte Stiefel sind - dann allerdings ist vielleicht ein wenig Haushaltsplanung gefragt, um sich einmalig diese größere Anschaffung an Waschmittel zu leisten und dann im Folgenden den Monat über ein wenig Geld vom täglichen Einkauf für die weiteren Anschaffungen abzusparen, anstatt minderwertige Produkte zu niedrigerem Preis öfter zu kaufen und so letztendlich mehr Geld zu bezahlen.

     

    Über die Tatsache, dass natürlich Massenproduktion, wie wir sie heute haben, nicht auf die "Reichen", sondern auf die Masse zielt, dass Produktion der Schlüssel zum Konsum ist (und die Angestellten des unproduktiven Staates, der ja in Südeuropa nicht gerade klein ist, mitversorgt werden müssen) und natürlich den üblichen Missverständnissen bzgl. der Handelsbilanz, möchte ich mich hier nicht weiter auslassen...

     

    Eine Frage bleibt mir aber noch: als ich das letzte Mal in Afrika war, haben die Armen dort meist große Säcke Reis gekauft und hofften, dass er für den Monat reicht, und sind nicht jeden Tag in den Supermarkt gegangen, um sich ein paar kleine Tüten Marken-8-Minuten-Reis zu kaufen... woher kommt also dieser eigentümliche Vergleich?

  • G
    Gonzi

    Zwei Scheiben Wurst und drei Scheiben Käse kann und konnte man immer schon beim Lebensmittelhändler kaufen.

     

    Was hat dieser Student mit dem geringen "Stauraum" für ein Problem, außer mit der eigenen Intelligenz?

     

    Es geht doch wohl wirklich nur darum, noch mehr Verwirrung über den Inhalt der späteren Müllberge zu stiften.

  • DO
    die olle

    broxx, wo lebst du eigentlich? Den Tip musst du mir unbedingt mal verraten, wie du als Single ohne großartige Ausbildung deine 2000 netto verdienst. Ich jedenfalls hab als Alleinerziehende mit 2 Kindern grade mal so um die 1000 € bei Vollzeit und kenne nicht viele, denen es anders geht.

  • U
    Ute

    Der Trend durch unüberschaubaren Inhaltsgrößen die Preise zu verschleiern gibt es seit Jahren, wobei zumeist ein kleinerer Inhalt hinzukam.

    Hier liegt wohl nur der Versuch vor, eine Absicht zu verschleiern und die TAZ ist auch hier drauf reingefallen.

     

    Kommt davon, wenn das Denken aussetzt, weil man mit im Mainstream der veröffentlichten Meinung sein will,

    Beschneidungdebatte und Günter Grass Verunglimpfung lassen grüßen.

  • R
    Ramses

    Als Student würde es mich freuen auch mal kleinere Packungen zu bekommen. Im Ein-Personen-Haushalt mit wenig Lagerfläche kostet alles was länger als ein paar Monate auf seinen Einsatz wartet wertvollen Stauraum. Wenn es gar in der Wartezeit vergammelt, weil sich das Ungeziefer vom Nachbarn eingenistet hat, dann war es sogar richtige Geldverschwendung....

  • F
    Fragesteller

    Na dann wird es ja wohl höchste Zeit, dass Afrika uns unterstützt. Ich sehe schon die Werbespots mit europäischen Kinderkulleraugen die die reiche afrikanische Mittelschicht dazu anspornen soll Pate zu werden... Ach was soll der Quatsch! "Wir" sind jetzt Afrika?! Nur weil einige Europäer zu dumm zum einkaufen sind? Ist doch gut wenn es nun Hilfe vom Konzern gibt. Scheinbar schafft es otto-normal Verbraucher nicht mehr Preise zu vergleichen. Und 3 Euro am Tag sind nach wie vor recht viel für Lebensmittel. Muss halt nicht immer das beworbene Zuckerprodukt mit der hübchen Verpackung sein.

     

    Ich sehe es Positiv:

    Endlich werden Eropäer mal wieder animiert über die Verhältnisse in der Welt nachzudenken.

  • L
    Lestat

    Kleinere Packungen?! Aber gerne doch!

    Die Zahl der Single-Haushalte in D nimmt immer mehr zu.

     

    Das hat nichts mit Armut zu tun, sondern könnte ein gutes Mittel gegen die Lebensmittelverschwendung sein!

     

    Welcher Single will schon 3-4 Tage lang immer das gleiche futtern, bis die viel zu grosse Packung endlich leer ist?! Oder bin ich hier der einzige,der dieses Problem hat?

     

    Im Interesse der Industrie sind die kleinen Packungen sicher nicht, denn wenn weniger weggeworfen werden muss, wird natürlich auch weniger gekauft. Deswegen sind bisher die kleineren Packungen auch unverschämt teuer.

     

    Wäre zu schön, wenn sich daran endlich etwas ändert.

  • K
    kaufnix

    Mal eine ganz sachliche Frage: Ist nicht ein Grund für kleinere Verpackungsgrößen die zunehmende Zahl kleinerer Haushalte in unserem Land? Dachte ich jedenfalls bisher ... Und was kleinere Budgets betrifft, dachte ich bisher, große Packungen seien meistens relativ günstiger - klar gibts hier besonders trickreiche Ausnahmen, also immer Vergleichspreis anschauen bzw. falls nicht ausgezeichnet, einfordern!

    Von daher kann ich die Analyse hier nicht so ganz nachvollziehen und finde den Vergleich mit "Afrika" etwas weit hergeholt!

  • EL
    Ernst Lehmann

    Herr Misik ist wohl etwas in der Zeit stehengeblieben. Was die Beobachtung angeht, dass man sich durch die Wahl des Lebensmittelgeschäfts sozial abgrenzen möchte, so ist in den 70er-Jahren gerade in der Mittelschicht wesentlich ausgeprägter gewesen als etwa in den 90ern oder heutzutage.

    Es ist für die Mittelschicht schon lange nichts ehrenrühriges mehr, bei ALDI & Co einzukaufen.

     

    Auch der Trend zu keineren Packungen ist zu begruessen: Auch ich habe in den 80ern in der Schulpause oft Kartoffelchips gegessen, jedoch ohne dabei dick zu werden. Der Unterschied zu heute ist, dass sich inzwischen die Verpackungsgrössen verdreifacht haben.

     

    Und wer macht abends beim Fernsehen halt, wenn wenn er sich eine 200g-Tafel-Schokolade zurechtlegt, bevor sie leergegessen ist?

     

    Das war früher auch nicht anders, man konnte allerdings nur max 100g zu sich nehmen...

     

    Und warum muss ich beim Discounter immer 8 eingelegte Matjes gleichzeitig kaufen? Was macht man mit dem geöffneten Rest in der Plastikverpackung?

     

    Die Grosspackung verhilft nur selten (z.B. bei Waschmittel) zum wirklichen Sparen, in der Regel wird der Einspareffekt des Grossmengenrabatts durch verstärktes Konsumieren zunichtegemacht.

  • B
    BürgerLars

    Sehr sehr erschreckend. Der Kommentator "jhw" hat es sehr treffend gesagt. Dem "Armen" noch etwas mehr Geld aus der Tasche ziehen.

     

    Wie kann man diesem Irrsinn Einhalt gebieten? Die Nestle Milch für Stillende fällt mir da auch wieder ein. (Frauen, die glaub(t)en ihren Säuglingen gutes tun zu können, indem sie diesen eine NestleMilch anrührten - ohne daran zu denken, dass ihr Körper den Säugling versorgen kann, ohne Geld auszugben)

     

    Schöne neue Welt.

    Konsum über alles.

  • B
    Branko

    Hinzu kommt, daß kleinere Packungsgrößen für alle Beteiligten unökonomisch und ökologisch sind.

  • L
    Linker

    Solln se mehr kiffen, dann wirds nicht so schlimm...

  • B
    broxx

    Wer bitte ist mit einer normalen Arbeit arm???

    2000 netto sind doch der Durchschnitt für ledige ohne Kinder, wenn sie denn 8 Stunden am Tag arbeiten. Diese ganzen Selbstfindungstypen nehme ich mal von dieser Regel aus.

    Ansonsten: hättste mal besser in der Schule aufgepaßt...dann hättste vielleicht mehr als 2000!

  • WW
    Welches WIR?

    "Wir"? Korrektur: "Ihr seid jetzt Afrika": die Lohnabhängigen in Südeuropa.

    Aber klar, die Bild will uns dann wieder auf ein "Wir" einstimmen, wenn sich was ändert.

     

    Austreten aus der Warenwelt? Lebensmittel selbst anbauen?

  • S
    Singlehaushalt

    Den Artikel finde ich etwas schwach. Mag sein, dass es auch darum geht, Wenigverdienern den Kartoffelbrei anzubieten, aber das ist doch reine Marktlogik und an sich noch nichts verwerfliches. Der Konsument entscheidet selbst was er will und ein bischen nachdenken über Preise darf er ja wohl auch. Dass kleine Packungen oft insgesamt teurer sind, dürfte allgemein bekannt sein.

     

    Vielleicht geht es den Konzernen eher darum die steigende Anzahl von Single-Haushalten zu bedienen, sowie die großstädtischen Einkäufer von heute, die häufig keine Lust haben, viel zu bevorraten, sondern stattdessen eher spontan das im Supermarkt einkaufen, was sie noch am gleichen oder nächsten Tag konsumieren wollen.

     

    Klug ist, wer rechnen und lesen kann. Kartoffelbrei ist am günstigsten und schmeckt am besten, wenn man den selbst herstellt. Das ist zudem mit hoher Wahrscheinlichkeit gesünder als das Fertigzeug. Wer tatsächlich arm ist, kauft vielleicht darum lieber nur Kartoffeln und Milch und in Asien vielleicht einen Sack Reis und nicht gerade eine Einzelpackung Reis-Minutengericht, mit der die Familie eh nicht satt würde.

    Der Vergleich mit den Entwicklungsländern hinkt daher beträchtlich.

  • AG
    Anton Gorodezky

    "Wenn man den Nachbarn aus dem Geschäft drängt, wird man auf Dauer auch nicht froh."

    Und genau diesen Satz würde ich Politikern wie Merkel und anderen gerne so lange um die Ohren schlagen, bis sie begreifen wie dämlich es ist, Exportweltmeister sein zu wollen, während man nicht Importweltmeister sein will.

  • NW
    Nä wa

    Perfide, perfider, am perfidesten.

     

    Wie steigert sich das weiter?

     

    Mann, Leute, wie lange laßt ihr euch noch für blöd verkaufen?

  • BO
    Bert Olsen

    Wir haben den Süden niederkonkurriert? Ist ein Griechenland ein Premium-Autohersteller pleite gegangen? Hat Griechenland, Portugal, Spanien oder Italien eine mittelständisch geprägte Maschinenbauindustrie?

     

    Übrigens, wer wenig Geld (Einkommen) hat oder rechnen kann, der kauft bereits vielen Produkte bei Aldi & Co. Die deutschen Preise sind im europäischen Vergleich traditionell niedrig. Warum soll ich ein kleine Packung Kartoffelbrei zum Preis X kaufen, wenn ich bei Aldi zum gleichen Preis die vielfache Menge erhalte?

     

    Die Ökonomie hat hammerharte Gesetzmäßigkeiten. Ich muss produzieren und verkaufen können. Wenn der Konsum über Kredit finanziert wird, geht das kurzfristig für ein paar Jahre gut. Dann bricht aber alles zusammen. Ohne den unsinnigen Euro wären die Südländer nie in diese Zwangslage geraten. Es war halt Voodo-Ökonomie.

  • D
    DasUfo

    Ich kiffe die ganze Zeit wenn ich mir diese Verpackungen anschaue, wie lecker das ist.

  • M
    menschenfreund

    Neudeutsch: "Big is beautiful"!!??

    Die Motivation der Hersteller für kleine Verpackungen geht mir ziemlich am Selbigen vorbei.

    Angesichts der Tatsache, daß Millionen Tonnen Lebensmittel allein in Deutschland weggeworfen werden, kann ich besonders dann durchaus Gefallen daran finden, wenn die Verpackungsmaterialien umweltfreundlicher werden. Wenn dann noch der Preis stimmt, ist alles bestens, oder?

  • J
    jhw

    Kleinere Packung, groessere Gewinnspanne.

    Das Prinzip ist nicht neu und wurde beispielsweise schon von Terry Pratchett anschaulich erklaert:

     

    Mumm vermutete, das die Reichsten der Reichen deshalb so unerhört reich waren, weil sie weitaus weniger Geld ausgaben als andere Leute.

    Man nehme zum beispiel Stiefel. Mumm verdiente 38 Ankh-Morpok-Dollar im Monat, plus Spesen. Wirklich gute Lederstiefel kosteten etwa fünfzig Dollar das Paar. Erschwingliche Stiefel hingegen kosteten nur rund zehn Dollar. Etwa ein Jahr lang leisteten sie gute Dienste, dann war die Pappsohle so dünn, dass man sich selbst bei leichtem Nieselregen nasse Füße holte. Solche Stiefel hatte Mumm immer benutzt. Er trug sie so lange, bis er durch die hauchdünnen Sohlen die charakteristischen Merkmale des Kopfsteinpflasters spürte und so selbst in einer nebligen Nacht feststellen konnte, wo er sich befand.

    Gute Stiefel hingegen hielten jahrelang. Wenn man fünfzig Dollar für ein Paar ausgab, waren auch in zehn Jahren trockene Füße garantiert. Ein armer Teufel hingegen, der sich mit billigem Schuhwerk begnügen mußte, gab in der gleichen Zeit hundert Dollar für einfache Stiefel aus und hatte trotzdem nasse Füße.

    So lautete Hauptmann Samuel Mumms Stiefeltheorie über die sozialökonomische Ungerechtigkeit.

     

    zitiert aus: Helle Barden, Uebersetzt von Andreas Brandhorst

     

    Das gleiche Prinzip wird jetzt mit Lebensmitteln und Reinigungsprodukten verfolgt, um den "Armen" noch etwas mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, dem sprichwortlichen nackten Mann also doch noch in die Tasche zu greifen.