Krise und Arbeitslose: Der Countdown auf dem Arbeitsmarkt läuft
Mit einem Zuwachs von 0,1 Prozent fällt die Arbeitslosenstatistik für Dezember 2008 weniger dramatisch aus als erwartet. Knake-Werner fordert dennoch schon jetzt, Kurzarbeit auch für kleine und mittlere Betriebe zu ermöglichen.
Ging es um die Veröffentlichung der monatlichen Arbeitsmarktstatistik, hatte Olaf Möller im vergangenen Jahr fast durchweg Positives zu berichten. Im gesamten Jahresverlauf 2008 war die Zahl der Arbeitslosen gesunken - auf zuletzt 12,8 Prozent. Am gestrigen Mittwoch aber musste der Sprecher der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit wieder einen Anstieg der Erwerbslosenquote verkünden. Der fiel mit 0,1 Prozent allerdings weniger dramatisch aus, als es manch einer befürchtet hatte.
Im Dezember waren in Berlin 218.190 Menschen ohne Job, das waren 3.121 mehr als im Vormonat, aber 20.154 weniger als im Dezember des Vorjahres. "Mit diesem Anstieg ist die Rezession noch nicht auf dem Arbeitsmarkt angekommen", sagte Möller der taz. "Die leichte Zunahme der Arbeitslosigkeit ist vielmehr saisonbedingt."
Gleiches gilt auch für die Arbeitsmarktzahlen in Brandenburg. Dort waren im Dezember 162.217 Menschen erwerbslos gemeldet. Das waren 5.446 mehr als im November. Die Arbeitslosenquote stieg damit auf 12 Prozent und liegt damit nun 0,4 Punkte höher als vor einem Monat.
Von Entwarnung wollte Möller freilich nicht sprechen. "Entscheidend ist, was in den nächsten Monaten passiert." Konjunkturelle Krisen, so Möller, würden sich auf dem Arbeitsmarkt erst mit einer Verspätung von zwei oder drei Monaten bemerkbar machen.
Dass der Countdown läuft, daran hat der Sprecher keinen Zweifel. "Wenn man die Arbeitsmarktzahlen saisonbereinigt, kommt bereits im Dezember nicht mehr als eine schwarze Null heraus." Im Klartext: Auch ohne die Entlassungen vor allem im Baugewerbe würde die Zahl der Erwerbslosen nicht wie im Jahr 2008 weiter steigen.
Vor diesem Hintergrund hat Arbeitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) den Bund aufgefordert, auch für kleine Betriebe Kurzarbeit zu ermöglichen und dafür die Kosten zu übernehmen. Bei Kurzarbeit wird die Arbeitszeit reduziert, Beschäftigte ohne Kinder erhalten 60 Prozent und solche mit Kindern 67 Prozent des wegfallenden Nettolohnes von der Bundesagentur für Arbeit.
Knake-Werners Forderung wird auch von anderen Bundesländern getragen, hieß es gestern dazu aus der Arbeitsverwaltung. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen über das sogenannte Konjunkturpaket II sei man diesbezüglich auch im Gespräch mit der Bundesregierung. Darüber hinaus forderte Knake-Werner einen gleichwertigen Ersatz für den Wegfall von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM). Der Senat, versprach sie, werde seinerseits alle Möglichkeiten für betriebsnahe Weiterbildungen und Qualifizierung nutzen.
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