Krise in der Elfenbeinküste: Gbagbo raubt die Zentralbank aus
Panzer und bewaffnete Sicherheitskräfte: Die ivorische Filiale von Westafrikas Zentralbank in Abidjan wurde ausgeraubt - im Auftrag des abgewählten Expräsidenten Gbagbo.
BERLIN taz | Es waren filmreife Szenen, die sich am Mittwoch in der ivorischen Metropole Abidjan abspielten. Panzer riegelten die ivorische Zweigstelle der Westafrikanischen Zentralbank (BCEAO) ab, schwerbewaffnete Einheiten von Armee, Gendarmerie und Polizei bezogen Position, während Abgesandte des abgewählten, aber an der Macht klebenden Expräsidenten Laurent Gbagbo ins Gebäude marschierten und sich Zutritt zu den Tresorräumen verschafften.
Wie die Abidjaner Presse weiter berichtet, wurden bis spät in den Abend hinein die darin befindlichen Bargeldbestände herausgetragen und in Gbagbos Präsidentensitz sowie sein Finanzministerium gefahren. Die Zeitung Le Nouveau Reveil schätzt die Summe des gestohlenen Geldes auf 50 Milliarden CFA-Franc, rund 76 Millionen Euro - genug für einen weiteren Monat Staatsgehälter.
Die BCEAO mit Hauptsitz in Senegals Hauptstadt Dakar ist die gemeinsame Zentralbank der frankofonen Länder Westafrikas, die den CFA-Franc als gemeinsame Währung benutzen. Ebenso wie alle anderen afrikanischen Institutionen erkennt sie Alassane Ouattara, den Sieger der ivorischen Wahlen vom November 2010, als gewählten Präsidenten der Elfenbeinküste an.
Ein Beschluss vom 23. Dezember 2010, Gbagbo das Zeichnungsrecht für die ivorischen Depots bei der BCEAO zu entziehen und es an Ouattara zu übertragen, wurde erst Anfang dieser Woche umgesetzt, nachdem der Gbagbo-freundliche BCEAO-Gouverneur auf einem Gipfeltreffen in Mali seinen Rücktritt eingereicht hatte. Seit Dienstag ist die BCEAO-Filiale in Abidjan vom internen Computersystem der Bank abgeschnitten. Am Mittwoch reagierte Gbagbo mit der Ankündigung, die Büros und Mitarbeiter der Bank zu requirieren.
Der neue BCEAO-Gouverneur Jean-Baptiste Compaore protestierte in einer in Dakar veröffentlichten Erklärung "energisch" und sprach von einer "flagranten Verletzung der internationalen Verpflichtungen des ivorischen Staats". Man werde sich jetzt mit dem gewählten Präsidenten Ouattara beraten, um "angemessene Antworten" auf "diese beispiellose Situation" zu finden.
Gbagbo-nahe Medien fordern seit Wochen den Rückzug der Elfenbeinküste aus der westafrikanischen Währungsunion und behaupten, ohne die Elfenbeinküste als stärkste Volkswirtschaft der CFA-Zone würde diese zusammenbrechen. Ouattara-nahe Medien hingegen warnen, dass die Abkoppelung der ivorischen BCEAO-Filialen vom Zentralbanknetz alle Finanztransaktionen in Abidjan lahmlegen könnte.
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