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Krise in GriechenlandSchuldenberg wächst

Die Krise in Griechenland ist schlimmer als bisher angenommen. Griechenlands Ministerpräsident erhebt schwere Vorwürfe gegen die deutsche Regierung.

Nicolas Sarkozy hat besser lächeln als sein Gast George Papandreou. Die Krise in Griechenland ist größer als bekannt. Bild: reuters

BRÜSSEL/PARIS dpa reuters | Griechenland hat 2009 ein deutlich höheres Haushaltsdefizit angehäuft als bisher bekannt war. Der Fehlbetrag lag bei 15,4% der Wirtschaftsleistung, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Montag mitteilte. Zuvor war von 13,6% die Rede gewesen, gegen die Eurostat bereits im April Vorbehalte geäußert hatte. Auch die Defizit- und Schuldenzahlen der Jahre 2006 bis 2008 wurden nachträglich nach oben korrigiert.

Auch im laufenden Jahr dürfte das Haushaltsloch grösser ausfallen: Regierungskreisen zufolge steuert Griechenland 2010 auf einen Fehlbetrag von 9,3% zu und verfehlt damit das Ziel von 7,8 Prozent. Der gesamte Schuldenstand beträgt damit 126,8% des Bruttoinlandprodukts (BIP), das ist weit mehr die bisher bekannten 115,1 Prozent. Damit ist das südosteuropäische Land der mit Abstand am stärksten verschuldete Euro-Staat. Bis 2014 soll Griechenland sein Defizit unter drei Prozent drücken. Dieses Ziel hatten IMF und EU der Regierung in Athen verordnet, die im Gegenzug auf Hilfskredite im Volumen von 110 Mrd. Euro zurückgreifen kann.

Der griechische Ministerpräsident Papandreou hat am Montag in Paris schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung erhoben. Diese habe mit ihrer Haltung dazu beigetragen, dass die Zinsen für irische und portugiesische Staatsanleihen in die Höhe geschossen seien, sagte Papandreou am Montag in Paris. Die deutsche Position zur Frage, wer für die Pleite eines Euro-Staates haften müsse, könne einem Land das Genick brechen und es in die Pleite treiben. Die Bundesregierung dringt darauf, dass nach Ablauf des geltenden Euro-Rettungsschirms 2013 auch private Investoren bei einer Staatspleite zur Kasse gebeten werden können. Dies hat an den Finanzmärkten für Verunsicherung gesorgt und die Risikoaufschläge für Staatsanleihen vor allem aus Irland und Portugal in die Höhe getrieben.

Beim EU-Gipfel im Dezember soll über diesen Vorschlag entschieden werden. Nach den Kommunalwahlen in Griechenland, bei denen sich Papandreous sozialistische Partei Pasok bei extrem niedriger Wahlbeteiligung von 46 Prozent dennoch behaupten konnte, kündete Papandreou nun "grosse Veränderungen" an, die Griechenland aus der Krise helfen sollen. Er will seinen seinen bisherigen Reformkurs bis zum Ende der neuen Amtsperiode, die regulär in der zweiten Hälfte 2013 endet, fortsetzen.

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2 Kommentare

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  • V
    vassilis

    Erstens: Nicht alle gehen mit 58 Jahren in Rente,das galt bis jetzt für Beamte( zb. Polizisten, die nach 25 Jahren unabhängig vom Alter aus dem Dienst ausscheiden konnten).Die Mehrheit der Leute arbeiten genauso lange wie die Deutschen und bekommen im Durchschnitt Renten von 600 Euro im Monat und das wird demnächst durch die Reformen weniger.

     

    Zweitens: Falsche Staatsbilanzen hatte auch Spanien und Portugal vorzuweisen als sie in den Euro eingetreten sind und jetzt haben sie die gleichen Probleme. Keiner aber redet von deren frisierten Zahlen!

    Irland hat auch Probleme im Augenblick! Haben die auch etwa die Zahlen frisiert?

    Das Problem liegt also tiefer und hat mit den verschiedenen Wirtschaftsinteressen der Länder zu tun.

    Ein schwacher Euro ist zwar gut für die deutschen Exporte, aber das wiederum macht auf absehbare Zeit den Euroraum kaputt. Die deutsche Regierung sollte sich also entscheiden, ob sie ein starkes Europa haben will aber danach sieht es leider im Augenblick nicht aus.

  • C
    Cornel

    Also..bei allem Verständnis für wirtschaftlich angeschlagene Staaten der EU-Zone...aber WIE kommt eigentlich die griechische Regierung jetzt dazu, der deutschen Bundesregierung Vorwürfe zu machen?

    Nicht nur, dass Griechenland über Jahre hinweg eindeutig über seine Verhältnisse gelebt hat (Rente mit 58 statt mit 65/67 jahren z. Bsp.), es hat auch über Jahre hinweg gefälschte Staatsbilanzen veröffentlicht.

    JETZT den schwarzen Peter der dt. Regierung zuschieben wollen ist ja nun wirklich mehr als dreist!