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Krise der US-AutoindustrieKonkurs, so oder so

Was passiert, wenn die großen US-Autobauer pleitegehen? Ein Blick ins US-amerikanische Insolvenzrecht.

GM und Co werden wohl auf die Forderungen der Parlamentarier eingehen. Ob das reicht? Bild: dpa

BERLIN taz Was würde passieren, falls General Motors oder Chrysler kein Geld von der US-Regierung bekämen und pleitegingen? In den USA gibt es zwei Möglichkeiten für bankrotte Firmen: "Chapter 7" und "Chapter 11" des Insolvenzrechts. In einem Verfahren nach Chapter 7 wird ein Unternehmen von einem Insolvenzgericht übernommen und stückweise verkauft, um die Gläubiger auszuzahlen. Nach Chapter 11 arbeitet die Firma weiter und bleibt vor Gläubigern sicher, muss sich aber reorganisieren und die Verträge mit Banken und Beschäftigten neu verhandeln.

Für den Konzern ist ein Bankrott nach Chapter 11 oft komfortabler. Doch aus zwei Gründen erscheint im Fall der Autobranche eine solche Rettung unwahrscheinlich: Zum einen dürfte es angesichts der Finanzkrise schwierig werden, die Darlehen zu bekommen, die man in diesem Verfahren benötigt, um im Geschäft zu bleiben. Zudem dürfte das potenzielle Kunden abschrecken. Denn wer kauft schon ein Auto von einem Hersteller, der aufgelöst zu werden droht, sodass man hinterher weder Wartung noch Ersatzteile erhält?

Kritiker eines Rettungsplans für die Autoindustrie verweisen auf das Beispiel der US-Fluggesellschaften, die sich nach dem 11. September 2001 unter den Schutz des Chapter 11 begeben haben. Nachdem die Aktionäre und Gläubiger weitgehend ihr Geld und tausende Angestellte ihre Arbeit verloren hatten, ging es den Airlines besser. Immerhin blieben die Rentenansprüche der Mitarbeiter weitgehend gewahrt, weil in Notfällen der Staat zahlt. Allerdings sind Fluglinien kein guter Vergleich, weil ihre Kunden anders als Autokäufer nur ein relativ kleines finanzielles Risiko tragen.

Derzeit sieht es so aus, als ob der Kongress der Autoindustrie Hilfen geben würde, um das Chaos eines Chapter-11-Verfahrens zu vermeiden. Mit ihren jüngsten Ankündigungen, mehr Stellen abzubauen, Managergehälter drastisch zu kürzen, Marken einzustellen und mehrere Hybrid- sowie Elektrofahrzeuge zu entwickeln, gehen die Autobauer auf wahrscheinliche Forderungen der Parlamentarier ein. Ob das reicht, um Pleiten und Bitten um weitere Subventionen zu verhindern, ist aber völlig ungewiss.

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