Krise bei der spanischen Gema: Profitable Piraterie mit Beethoven
Massenaustritte bei der spanischen Gema: Stars wie Pedro Almodóvar haben genug. Das Tantiemensystem bevorzugt unbekannte Hintergrundmusik.
Es ist der vorläufige Höhepunkt einer seit Jahren schwelenden Krise, bei der es nicht zuletzt ums Geld geht. Rund 300 Millionen Euro fließen jährlich in die Kassen der SGAE. Der Betrag stammt von Radio- und vor allem von Fernsehanstalten. Aufgeteilt wird unter den Musiker*innen, den Texter*innen und ihren Verleger*innen.
Doch während völlig unbekannte Künstler*innen in den letzten Jahren Hunderttausende eingestrichen haben, gehen die großen Stars mit Kleinbeträgen nach Hause. „Unser Repertoire erhält rund 1 Prozent der Ausschüttungen. Das ist ein Witz“, beklagt sich der Chef der spanischen Niederlassung von Warner, die etwa Bruce Springsteen, die Rolling Stones, Beyoncé oder Juanes verlegt.
„Fernsehrunde“ heißt im SGAE-Jargon das System, das dies möglich macht. Die Tantiemen stammen zum Großteil aus den öffentlichen und privaten Fernsehanstalten. Diese haben sich als Verleger*innen eingetragen, um einen Teil der Tantiemen zurückzubekommen.
Vor allem zu nächtlicher Stunde laufen Dauerprogramme mit Hintergrundmusik. Als Autor*innen fungieren Unbekannte, Verlegerin ist die Fernsehanstalt selbst. So manche Künstler*in hat Hunderte von Stücken eingetragen. Andere heuern gar Strohmänner und -frauen an, damit nicht zu viele Stücke unter ihrem Namen laufen. Ehefrauen und Schwiegerväter, die noch nie auch nur eine Note geschrieben haben, werden so zu Autor*innen.
Je mehr Tantiemen, desto mehr Stimmen
Das Gedudel ist nicht immer originär. So mancher Autor präsentiert Stücke, die öffentlich zugänglich sind, wofür aber wegen ihres Alters keine Autorenrechte mehr gelten. Oft ändern sie kleine Sequenzen, manchmal nicht einmal das. Selbst vor bekannten Komponisten wie Beethoven oder Bach macht diese Art der gewinnbringenden Piraterie keinen Halt.
Almodóvar gehörte zu einer Gruppe kritischer SGAE-Mitglieder, die vom Kultusministerium einzuschreiten verlangten. Die spanische Regierung wandte sich an den Vorstand und forderte eine Statutenänderung. Diese fiel den Mitgliedern aus der „Fernsehrunde“ zum Opfer. Denn je mehr Tantiemen, desto mehr Stimmen auf der Vollversammlung. Für einige war das der Beweis, dass die SGAE nicht reformierbar ist. Sie gehen.
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