Kriminalität in der Ukraine: Gewerkschafter getötet
In Dnipro wird die Leiche eines Aktivisten gefunden. Auch im Zusammenhang mit dem Mord an der Nationalistin Iryna Farion gab es eine Festnahme.
Zwei Verdächtige seien mittlerweile festgenommen worden, so die Polizei von Dnipro. Seit Dienstag wurde Tonkonohy vermisst. Zwei Tage später fand man seine Leiche mit Schusswunden in einem Waldgebiet in der Nähe einer Datschensiedlung von Dnipro.
Tonkonohy war Philologe und Jurist. Er hatte Management und Verwaltungswissenschaften studiert. Seit 2010 war er der Chef der Gewerkschaft der Kraftfahrer und Spediteure von Dnipro. Weil er eine gute Bezahlung von Busfahrern und Lokführern durchsetzen wollte, kämpfte er für eine Erhöhung der Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr.
Tonkonoho hatte schon einmal Bekanntschaft mit Kriminellen gemacht. Im September 2020 hatten unbekannte maskierte Männer ihn angegriffen, als er gerade auf dem Weg zu einem Treffen mit Vertretern des Unternehmens Dniprobas und der örtlichen Verwaltung war.
Bei dem Angriff hatte er einen Nasenbeinbruch, eine Gehirnerschütterung, Prellungen und Quetschungen erlitten. In Dnipro kannte man ihn auch als Organisatoren von humanitärer Hilfe und Aktivisten, der die Armee unterstützte. Den festgenommenen mutmaßlichen Mördern droht eine 10 bis 15-jährige Haft.
18-jähriger festgenommen
Unterdessen wurde bekannt, dass ebenfalls in Dnipro ein 18-jähriger Mann verhaftet wurde, der des Mordes an der ukrainischen Nationalistin Iryna Farion verdächtigt wird. Präsident Wolodymyr Selenskij ging in seiner abendlichen Ansprache auch auf die Festnahme von Wjatscheslaw Zinchenko ein und kündigte für den Freitag Nachmittag weitere Einzelheiten an.
Der Vater des festgenommenen jungen Mannes, der aktuell als Soldat an der Front kämpft, so berichtet das ukrainische Portal telegraf.com.ua, hatte nach Bekanntwerden der Festnahme seines Sohnes erklärt, dieser könne kein Motiv für den Mord an Iryna Farion gehabt haben. Denn er sei Patriot. Sein Sohn habe sich für die Bedienung von Drohnen interessiert, weil er selbst zur Armee wollte.
Das vom US-Kongress finanzierte Portal Radio Swoboda berichtet, der Verdächtige habe mehrere rechtsradikale Telegram-Kanäle abonniert. Unter anderem habe er auch den Kanal „Gegen das System“ des Bloggers Marko Bondarenko abonniert. Dieser, so Radio Swoboda, verbreite frauenfeindliches, rassistisches und neonazistisches Gedankengut. Bondarenko, der ebenfalls in Dnipro lebt, habe fünf Tage vor dem Mord an Farion über Besucher seines Kanals geschimpft, die ihn für die Verwendung der russischen Sprache verurteilt hätten, so Radio Swoboda.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Innereuropäische Datenverbindung
Sabotageverdacht bei Kabelbruch in der Ostsee