"Kriminaldauerdienst" startet in die zweite Staffel: Weitermachen!

Die Geschichte von der guten Polizei, die gegen das Böse in sich selbst kämpft. Die Krimireihe "Kriminaldauerdienst" zeigt, wozu Fernsehen fähig ist, wenn es seinen Zuschauern etwas zutraut.

So gut war Fernsehen selten: Die liebenswerten Antihelden des "KDD".

Polizeibehördendeutsch: "Der Kriminaldauerdienst (KDD) ist ein 24/7-Bereitschaftsdienst der Kriminalpolizei. In erster Linie übernimmt der KDD den Auswertungsangriff im mutmaßlichen Auftrag des Fachkommissariats." Mit einem nicht ganz so offiziellen "Auswertungsangriff" beginnt auch die zweite Staffel des ZDF-"KDD".

Hier herrscht das Chaos - und zieht gleich wieder mittenrein: Der Undercover-Einsatz des KDD, mitten auf dem Berliner Gendarmenmarkt, geht voll in die Hose: Sallek, der Beamte vom Landeskriminalamt und einzige Kronzeuge des Korruptionsskandals um den Polizeivizepräsidenten, ist tot. Und Stieglitz, der wissen dürfte, wer den Einsatz des eigentlich gar nicht zuständigen KDD verpfiffen hat, fällt ins Koma. Einsatzleiter Enders sitzt zwischen den Stühlen und muss im polizeiinternen Untersuchungsausschuss sehen, wie er sich und sein Team rettet.

Alles schon heftig genug, doch dann ist da ja dummerweise auch noch die eigentliche KDD-Arbeit - prall, bunt und schrecklich: Eine junge Mutter legt sich mit aufgeschnittenen Pulsadern in die Wanne, ein Stalker der Generation Silver Sex schickt nicht nur weiße Lilien, im Altenheim deutet alles auf Vernachlässigung mit Todesfolge - und auf die auf den ersten Blick so harmlosen Wodkaräuber von der Tanke hätte man gern verzichtet.

Auch der Pilotfilm zur zweiten Staffel "KDD" schenkt den Zuschauern also nichts - zum Glück. Denn aus dem ZDF kamen ja Töne, man wolle bei der besten deutschen Krimiserie seit Jahren Tempo rausnehmen, die Dichte lockern, das Ganze gefälliger machen für den Freitagabendtermin. Der bizarre Ablauf - der "Alte" läuft ab 20.15 Uhr - bleibt zwar erhalten: Zur endgültigen Adelung des mit Deutschen Fernseh- und Grimme-Preisen behängten "KDD" mit dem einzig echten Sendeplatz konnte sich das ZDF nicht durchringen. Doch Kommissar Quote konnte immerhin nicht verhindern, dass es nun eine zweite Staffel gibt. Neben der heutigen Doppelfolge weiß man also auch an den kommenden acht Freitagen, was man um 21.15 Uhr vorhat.

Denn die Hauptstärke von "KDD" bleibt voll erhalten: Das ist die sich durch alle Folgen ziehende, quasi alttestamentarische Geschichte von der guten Polizei, die gegen das Böse in sich selbst kämpft. Eine Geschichte auf zwei Ebenen: Da ist der Plot um den korrupten Polizeivize Jacobi (Bernhard Schulz), der seinem Ziel, Innensenator von Berlin zu werden, immer näher kommt. Und da ist die sehr persönliche schmerzhafte Geschichte des alkoholkranken KDD-Kommissars Jan Haroska, dem Manfred Zapatka wieder unnachahmlich ein Gesicht gibt. Diese beiden Ebenen bilden Vorder- und Hintergrund des Geschehens - allein damit wäre das Gros des deutschen TV-Krimis inklusive "Tatort" überfordert. Doch die liebenswerten Antihelden des "KDD" haben jeweils noch eine andere Agenda abzuarbeiten: die täglichen Fälle natürlich. Und ihre persönlichen Tragödien, von denen die meisten auf den nervenaufreibenden Job zurückgehen.

Dass diese Komposition so überzeugend gelingt, zeigt, wozu Fernsehen fähig ist, wenn es sich und seine Zuschauer ernst nimmt, sich und ihnen etwas zutraut. Und wenn das Ganze von einem Ensemble gespielt wird, wie es sich höchstens alle Jubeljahre mal findet. "KDD" lebt von ihm, und deshalb muss man sie alle hier noch mal hinschreiben: Götz Schubert, Manfred Zapatka, Saskia Vester, Barnaby Metschurat, Melika Foroutan, Billey Demirtas, Jördis Triebel.

Sehr gut, weitermachen!

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.