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Kriegsverbrecherliste ausgewertet

■ Die Überprüfung von Kriegsverbrecherliste läuft auf Hochtouren / Ludwigsburger Zentralstelle gibt erste Fälle an die Staatsanwaltschaften ab / Überprüfungsvorgänge in 17.000 Fällen

Ludwigsburg (ap) - In einem entscheidenden Stadium befindet sich bei der Zentralstelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen die Überprüfung von rund 30.000 Namen auf der Kriegsverbrecherliste der Vereinten Nationen: Anfang 1988 beginnt die Behörde in Ludwigsburg damit, einzelne Fälle an die zuständigen Strafverfolgungsbehörden in der BRD abzugeben. Bisher sind als Folge der Auswertung etwa 17.000 „Überprüfungsvorgänge eingeleitet worden“, wie der Leiter der Zentralstelle, der Leitende Oberstaatsanwalt Alfred Streim, mitteilte. 80 Fahndungslisten mit rund 30.000 Namen hatte die Zentralstelle aus dem Bestand des Kriegsverbrecherarchivs der UNO in New York erhalten. Nachdem die Behörde um je einen Staatsanwalt aus den Bundesländern verstärkt worden war und dort nun 20 Staatsanwälte tätig sind, konnte die Überprüfung der Listen am 1. April dieses Jahres beginnen. Und dabei wurden etwa drei Viertel der Fälle schon „hier im Hause weggelegt“, wie Streim erläuterte. Zum einen waren die fraglichen Vergehen oder Verbrechen schon verjährt, zum anderen waren Beschuldigte von Alliierten oder den Gerichten rechtskräftig verurteilt. Schließlich sei eine „sehr große Zahl“ von Verdächtigen gefallen, gestorben oder amtlich für tot erklärt worden. Mit der Auswertung des Rests beginnt „die eigentliche Arbeit“, wie Streim sagte. Sie ist schon soweit fortgeschritten, daß die ersten Fälle im neuen Jahr an die jeweils zuständigen Staatsanwaltschaften überwiesen werden können. Die Fahndungslisten der Kriegsverbrecherkommission der Vereinten Nationen umfassen insgesamt rund 38.000 Namen.

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