: Kriegstreiberei ist und bleibt rechts!
■ betr.: „Aufruf an die UN“, taz vom 9.3.94
Ich versteh' Euch nicht mehr (und das schon seit mehreren Jahren)!
Wie könnt Ihr glauben, daß Ihr auch nur einen einzigen Menschen mit Euren Kriegsaufrufen rettet? Seit wann betreibt Ihr die Politik, Terror mit Terror zu vergelten? Ihr seid es, die ihr mit Aufrufen wie diesen – und den unvermeidlich folgenden Hetzkampagnen gegen PazifistInnen – den herrschenden Kriegstreibern (auch weltweit) die Legitimation gebt, die sie mit dem Ende des kalten Krieges verloren haben. Früher haben das Militär und ihre Verbündeten in Politik und Wirtschaft Tausende von Mark ausgegeben, um die Legitimation ihrer Kriegspolitik in die Köpfe der Menschen zu bekommen, heute macht Ihr diese Aufgabe kostenlos und mit angeblich menschenfreundlichen (und linken/linksdemokratischen) Ansprüchen. Nichts da, Kriegstreiberei (auch zum angeblichen Schutz) ist und bleibt rechts.
Hättet Ihr früher mehr gegen die Kriegs- und Rüstungsmaschinerie getan (statt nur gegen den Atomterror), dann hätten wir vielleicht heute eine militärfreie Welt und vor allem auch eine größere Ächtung jeglicher Gewalt – Eure Versäumnisse vor 10, 15, 20 Jahren ist Eure heutige Schuld!
Ich weiß, daß ich als Pazifist den Krieg in Bosnien nicht mehr verhindern kann. Ich weiß, daß ich dem Sterben nicht Einhalt gebieten kann. Aber ich weiß auch, daß nicht ich der Verantwortliche bin für das Morden und den Terror in „Jugoslawien“, sondern die Verantwortlichen in Rüstung, Militär, Politik und Wirtschaft! Ich weiß das noch – Ihr scheinbar nicht mehr –, wenn ich mir die Unterschriften einiger PolitikerInnen ansehe. Bisherige und zukünftige Schreibtischtäter, die mit unterschrieben haben. [...] Tobias Meistner,
Pazifist und Anarchist
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen