Kriegsgräberfürsorge-Präsident zur Kritik: „Abwahl kommt zur Unzeit“
Der Streit im Volksbund Kriegsgräberfürsorge eskaliert. Präsident Meckel soll auf einer Sonderversammlung abgewählt werden. Im Interview schlägt er zurück.
taz: Herr Meckel, Sie gehen durch eine schwere Zeit, Sie werden persönlich angegriffen, Ihr Rückhalt im Volksbund schwindet. Warum treten Sie nicht zurück?
Markus Meckel: Ich finde es wichtig, dass die Delegierten des Bundesvertretertages ihre Verantwortung wahrnehmen und erkennen, dass sie wirklich über die Zukunft des Volksbundes entscheiden. Ich habe fast drei Jahre für den Volksbund gearbeitet. Ich habe begonnen, die vorher beschlossenen Reformen umzusetzen. Ich habe neue Perspektiven entwickelt. Wir sind mit Bundestag und Bundesregierung in Gesprächen über die Umstellung der Finanzen des Volksbundes. Insofern kommt es für den Volksbund sehr zur Unzeit, dass man plötzlich den Präsidenten abwählen will.
Einer der Vorwürfe gegen Sie lautet, Sie seien nicht teamfähig. Stimmt das?
Ich halte das für völlig falsch. Ich sehe stattdessen, dass viele im Volksbund die Satzung nicht richtig lesen. Ich habe ein Gutachten machen lassen: Darin wurde mir bestätigt, dass es durchaus eine ungewöhnlich starke Rolle des Präsidenten in der Satzung des Volksbundes gibt. Die neue Generalsekretärin hat aber ein ziemlich anmaßendes Amtsverständnis, das diese Rolle des Präsidenten nicht akzeptiert. Damit hat sie im Verband offenbar viele Unterstützer gefunden.
Haben Sie die Befürchtung, dass Sie nur noch eine Art Frühstücksdirektor wären, falls Sie sich nicht durchsetzen?
Eine solche Rolle ist mit mir nicht zu machen. Manche sagen auch, der Präsident solle mehr nach außen wirken und die Generalsekretärin nach innen, aber das sind alles unzutreffende Beschreibungen.
64, ehemals ostdeutscher Oppositioneller, im Jahr 1990 Außenminister der DDR, danach lange SPD-Bundestagsabgeordneter. Seit drei Jahren ist er Präsident des Volksbundes.
Vor welchen Aufgaben steht der Volksbund inhaltlich?
Die Erlebnisgeneration verschwindet, deshalb müssen wir neue Bereiche der Gesellschaft gewinnen. Das erfordert neue Maßnahmen, und da habe ich viel auf den Weg gebracht. Dinge, die es vorher so nicht gab. Deshalb habe ich auch große Sorge, dass die Aufgaben, die wir angegangen sind, ins Schlingern kommen. Das bedauere ich sehr.
Geht es um einen Richtungsstreit, der hinter einer Personalie versteckt wird?
Ich glaube, man kann das so nennen. Wir hatten eine Vorstandssitzung am letzten Freitag, und eines der Vorstandsmitglieder hat gesagt: Ein Verein, der nicht reformiert werden möchte, den kann man nicht reformieren. Ich befürchte, das bewahrheitet sich bei der Versammlung am 23. September.
Sie beklagen auch die schwierige Finanzsituation, obwohl unter anderem die Generalsekretärin sagt: Wir schwimmen mehr oder weniger in Geld. Wer hat denn jetzt recht?
Ich bin in Gesprächen mit dem Deutschen Bundestag, damit wir im nächsten Jahr 3 Millionen Euro mehr erhalten – als Notmaßnahme, um nicht in ein Minus zu rutschen. In so einer Situation halte ich die Aussage der Generalsekretärin wirklich für verantwortungslos. Es ist richtig, dass wir im vergangenen Jahr größere Nachlässe bekommen haben, die aber für konkrete Arbeit gebraucht werden. Die mittelfristige Finanzplanung sagt, dass wir im Jahr 2020 ein Minus von mehr als 20 Millionen Euro haben. Das ist eine verheerende Bilanz. Deshalb muss die Finanzstruktur umgestellt werden.
Sie befürchten, dass der Volksbund sonst am Ende ein besserer Friedhofsgärtner-Verband wird?
Nachdem man mich sozusagen in die Wüste geschickt hat, wird es zumindest sehr schwer für den Volksbund, sich noch mal so aufzustellen, dass man das gemeinsam Begonnene wieder in die Spur bekommt. Ich sehe nämlich durchaus, dass diejenigen im Volksbund, die mich unterstützen, von der Entwicklung schwer enttäuscht sind. Ich befürchte daher, dass es gerade unter solchen kompetenten Mitarbeitern einen Aderlass geben wird.
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