: Kriegsdienstverweigerer in griechischen Gefängnissen
■ Amnesty international sucht Unterstützung für Briefaktion
Einen zivilen Ersatzdienst wie in der Bundesrepublik gibt es in Griehenland nicht. Nur innerhalb der Armee besteht die Möglichkeit, einen unbewaffneten Dienst abzuleisten, der aber 4 1/2 Jahre dauert im Gegensatz zu 21 Monaten Wehrdienst beim Heer, 23 Monate bei der Luftwaffe und 25 Monate bei der Marine. Der unbewaffnete Dienst beim Militär dauert mehr als doppelt so lange wie der des „normalen“ Rekruten, stellt also eine Art Bestrafung dar. Auch die 1988 vorgestellte Gesetzesinitiative, die neben dem unbewaffneten Militärdienst einen Zivildienst in Sozialen Institutionen, z.B. in Krankenhäusern, Altenheimen und in der Forstwirtschaft vorschlägt, sieht keine Verkürzung der 4 1/2 jährigen Dienstzeit vor. Während griechische Pazifisten bei Verweigerung des bewaffneten oder unbewaffneten Milititärdienstes - vor allem in jüngster Zeit - von der griechischen Justiz weitgehend unbehelligt blieben teilweise verließen sie auch früher oder später ihr Land sieht es bei Kriegsdienstverweigerern aus religiösen Gründen anders aus. Sie landen fast immer im Gefängnis. Bei den 400 inhaftierten Verweigerern handelt es sich ausnahmslos um Zeugen Jehovas, die den Einsatz beim Militär generell ablehnen. Amnesty international betrachtet sie als gewaltlose politische Gefangene. Alle inhaftierten Zeugen Jehovas, von denen amnesty international Kenntnis hat, werden als „Gewissensgefangene“ adoptiert. Sie kommen zunächst in das Militärgefängnis Avlona bei Athen, wo sie ca. 1 1/2 Jahre bleiben. Dann werden sie in das zivile Agrarwirtschaftliche Gefängnis Kassandra verlegt, wo sie durch Arbeitseinsatz ihre restliche Gefängniszeit um die Hälfte verkürzen können. Die Bremer ai-Gruppe 1315 betreut seit einem Jahr den 21jährigen Konstantinos Mesitsas, der seit Juli 1988 inhaftiert und vor kurzem nach Kassandra verlegt worden ist. Die Gruppe setzt sich in Briefen an Regierungsmitglieder und die griechische Europa Parlamentariar für seine Freilassung sowie für eine Änderung der bestehenden Gesetze zugunsten aller Kriegsdienstverweigerer ein. Wer sich an einer Bruiefaktion für Konstantinos Mesitsas und alle anderen inhaftierten Kriegsdienstverweigerer - gerichtet an die griechischen Europa-Parlamentarier - beteiligen möchte, erhält im ai -Büro, Goetheplatz 4 - Öffnungszeiten: Mo-Fr 16 Uhr bis 18 Uhr. vorgefertigte Briefe.
Selbstdarstellungen: taz Bremen, Am Dobben 123, 2800 Bremen 1.
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