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Kriege anderswoGespaltene Komoren

■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt. Teil 28

Der Komoren-Archipel vor der Küste Ostafrikas im Indischen Ozean besteht aus nur vier Hauptinseln und hat kaum mehr Einwohner als Frankfurt am Main. Aber die haben es geschafft, einen der kompliziertesten innerstaatlichen Konflikte der Region zu entfachen.

Als 1974 die damals französische Kolonie über ihre Unabhängigkeit abstimmen durfte, fand sich dafür nur auf drei der vier Inseln eine Mehrheit. Grand Comore, Moheli und Anjouan wurden 1975 unabhängig – die vierte Insel Mayotte blieb französisch. Im Laufe der Zeit wurde Mayotte immer reicher, während die unabhängigen Komoren aus Dauerputschen nicht herausfanden. So erklärte sich am 3. August 1997 die Mayotte am nächsten liegende Insel Anjouan einseitig unabhängig und forderte den Anschluß an Frankreich.

Ein Rückeroberungsversuch der komorischen Regierung wurde zum blutigen Debakel mit Dutzenden Toten. Erst dieses Jahr kamen unter Ägide der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) Verhandlungen zustande, die am 23. April auf Madagaskar in ein Abkommen zur Gründung eines föderalen Staatsverbandes – Union der Komorischen Inseln – mit weitreichender Autonomie für alle Inseln mündeten. Eine Woche später, am 30. April, putschte in der komorischen Hauptstadt das Militär. Der neue Machthaber, Oberst Azali Assoumani, errichtete eine Junta, die nach eigenen Angaben die Übergangsperiode bis zur Gründung der Inselunion verkürzen will. Doch nach Unruhen fliehen jetzt Anjouaner aus der Hauptstadt auf ihre Heimatinsel, und die Furcht ist groß, daß nach dem Putsch die Komoren endgültig auseinanderfallen. D.J.

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