Kriege anderswo: Irian Jaya oder West-Papua?
■ Alle denken an das Kosovo. Unsere Serie erinnert an Konflikte in aller Welt, die sonst leicht vergessen werden. Teil 29
Es sollte eine versöhnliche Veranstaltung werden, als Indonesiens Präsident im Frühjahr hundert Vertreter der Ureinwohner von Irian Jaya (so der indonesische Provinzname für West-Papua) zu sich rief. B. J. Habibie versprach, sie dürften künftig mehr über ihr eigenes Schicksal mitreden. Aber dann kam es zum Eklat: Die Abgesandten aus dem fernsten Osten des Inselreiches reagierten nicht dankbar, sondern forderten die Trennung von Indonesien – ein freies West-Papua. Das aber wollen Regierung und Armee niemals zulassen.
Irian Jaya gehört seit der Einverleibung durch Indonesien vor dreißig Jahren zu den unruhigsten Regionen des Landes. Guerillagruppen kämpfen hier gegen Jakartas Militärs, anfänglich unterstützt von der früheren Kolonialmacht Holland, die ihre rohstoffreiche Besitzung nur zähneknirschend aufgab. Ein vorgesehenes Referendum ließ Jakarta nie zu. Statt dessen unterdrückt die Armee bis heute jeden Widerstand und jede Unterstützung für die „Bewegung Freies Papua“. Die staatliche Menschenrechtskommission dokumentierte systematischen Terror, Folter und Mord.
Es war zunächst weniger der Wunsch nach einem eigenen Staat als die Wut über große Ungerechtigkeit, der die Rebellion unter den vielen Volksgruppen und zersplitterten politischen Fraktionen nährte. Denn obwohl Irian Jaya mit der zweitgrößten Kupfermine der Welt, dem größten Steuerzahlers Indonesiens, eine natürliche Schatzkammer ist, blieb die Region sehr arm. Proteste gegen die dramatischen Umweltschäden schlug die Armee nieder. Zudem wurden Zehntausende Siedler in die dünnbevölkerte, überwiegend animistische und christliche Region gelockt. Damit entstanden neue blutige Konflikte. Jutta Lietsch
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