Krieg in Syrien: Hunderttausende fliehen aus Daraa
Im Gebiet um die Stadt Daraa, eine der letzten Regionen in Rebellenhand, eskaliert die Gewalt. Syrien und Russland fliegen wieder Luftangriffe.

Luftangriff auf Daraa am Dienstag Foto: dpa
DAMASKUS dpa | Inmitten eines Flüchtlingsdramas eskaliert in Syrien abermals die Gewalt. Die syrische Luftwaffe hat zusammen mit ihrem Verbündeten Russland massiv Rebellenstellungen in der Provinz Daraa im Süden des Landes bombardiert. Seit dem Scheitern von Verhandlungen am Mittwochabend habe es mehr als 600 Angriffe gegeben, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Oppositionelle Aktivisten bezeichneten die Lage als „höllisch“. Bomben und Raketen „regneten“ auf die Provinzhauptstadt Daraa und ländliche Gebiete im Osten der Provinz herunter, sagte der Aktivist Abu Omar al-Darawi der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.
Zuvor waren Verhandlungen über eine friedliche Lösung für die umkämpfte Region gescheitert, wie Rebellensprecher Ibrahim Dschabbawi am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Gesprächsrunde unter Vermittlung Russlands sei ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Einen neuen Termin für Verhandlungen gebe es nicht.
Das Gebiet um die Stadt Daraa ist eine der letzten Regionen in Rebellenhand. Regierungstruppen hatte vor rund zwei Wochen eine Offensive begonnen, obwohl für das Gebiet eine sogenannte Deeskalationszone vereinbart worden war. Syriens Verbündeter Russland unterstützt die Operation aus der Luft. Russland will die Angriffe trotz Warnungen vor einer neuen Flüchtlingswelle nicht stoppen, wie Außenminister Sergej Lawrow nach einem Gespräch mit seinem jordanischen Kollegen Aiman Safadi am Mittwoch erklärte.
Die Rebellen hatten Medienberichten zufolge in den Verhandlungen vorgeschlagen, dass sie die Kontrolle über die Region behalten, aber ihre schweren Waffen schrittweise abgeben. Sie warfen Russland vor, eine Kapitulation der Regierungsgegner erzwingen zu wollen. Daraa gilt als Wiege des Aufstands gegen Syriens Präsidenten Baschar al-Assad, weil es dort im Frühjahr 2011 zu ersten Protesten kam.
Hunderttausende auf der Flucht
Die humanitäre Lage in der Region hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Das Welternährungsprogramm WFP schätzt die Zahl der Vertriebenen auf bis zu 330.000 Menschen. Helfer und Aktivisten berichten, viele von ihnen lebten bei Temperaturen von fast 40 Grad schutzlos auf dem freien Feld.
In Jordanien haben nach UN-Angaben bereits mehr als 650.000 Syrer Zuflucht gefunden. Das Nachbarland sieht seine Kapazität erschöpft und hat die Grenze geschlossen. Zehntausende Menschen sind auch in Richtung der von Israel besetzten Golanhöhen geflohen.
Leser*innenkommentare
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Gast
Während sich Putin als WM-Macher präsentiert und dafür von seinem buddy Trump gelobt wird, bombt er mal eben nebenbei eine Stadt in Schutt und Asche. Wenn doch nur ein einziges Spiel durch einen Protest gegen Russlands Politik der verbrannten Erde in Syrien unterbrochen würde! So wie damals das Spiel Chile -Australien 1974 in Berlin durch Aktivisten der Chile-Solidarität gestoppt wurde. Aber es herrscht leider Totentanz all überall!
christine rölke-sommer
tja, da wird Israel die leutz wohl mal auf den besetzten Golan lassen müssen.