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Krieg in NahostWeitere 24 Stunden Feuerpause

Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas wurde zunächst nur um 24 Stunden verlängert. Doch es zeichnet sich eine Vereinbarung ab – trotz Differenzen.

Seit dem 10. August hält die Feuerpause. Bild: reuters

KAIRO/GAZA/TEL AVIV dpa | Israelis und Palästinenser haben sich in Kairo auf eine weitere Verlängerung der Waffenruhe im Gaza-Krieg um vorerst 24 Stunden geeinigt. Dies bestätigten Israel und der palästinensische Delegationschef Asam al-Ahmed am Montagabend. In der Zeit sollten in Kairo Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe weitergehen, hieß es. Zuvor war auf palästinensischer Seite schon von einer Verlängerung der Feuerpause um mehrere Wochen die Rede gewesen.

Palästinensische Medien berichteten, Unterhändler beider Seiten hätten sich schon in Stichpunkten auf ein Abkommen geeinigt. Eine neue Waffenruhe solle den Delegationen mehrere Wochen lang Zeit geben, Streitpunkte zu klären. Nach dem Anfang Juli ausgebrochenen jüngsten Gaza-Krieg hält seit dem 10. August fast durchgängig eine Feuerpause.

Die Palästinenser bezichtigten Israel, die Verhandlungen über eine dauerhafte Waffenruhe im Gaza-Krieg bewusst zu verzögern. Die „Manöver“ der israelischen Delegation würden jeden Fortschritt verhindern, sagte Al-Ahmed am Montagabend in Kairo.

„Wir haben der Verlängerung zugestimmt, in der Hoffnung, jede Stunde für weitere Verhandlungen nutzen zu können“, sagte Al-Ahmed vor Journalisten in Kairo. Laut palästinensischen Medien stehen beide Delegationen vor dem Abschluss einer mehrwöchigen Waffenruhe. Die Palästinenser hoffen zudem auf eine Aufhebung der seit 2007 bestehenden Blockade des Gaza-Streifens.

Skeptisch äußerte sich der Chefunterhändler der Hamas bei den Gesprächen, Mussa Abu Marsuk. „Wir haben bisher keine Übereinkunft erzielt und alles, was über ein unmittelbar bevorstehendes Abkommen veröffentlicht wurde, ist unwahr“, sagte er. Der Hamas-Funktionär Isat al-Rischek warf Israel Verzögerungen und ein Abschweifen in den von Ägypten vermittelten, indirekten Gesprächen vor.

Kontrolle über Grenzübergänge zum Gazastreifen

Unterdessen sagte die Hamas zu, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas nach Angaben der Vereinten Nationen wieder die Kontrolle über die Grenzübergänge zum Gazastreifen zu überlassen. Abbas soll auch die Aufsicht über den Wiederaufbau in Gaza haben. „Soweit wir es verstanden haben, wurde das bei den Verhandlungen in Kairo diskutiert und wir wurden informiert, dass die Hamas und ihre Gruppierungen das akzeptiert haben“, sagte der UN-Sondergesandte Robert Serry am Montag (Ortszeit) in New York.

Israel hatte mit harten Gegenmaßnahmen gedroht, sollten die militanten Palästinenser im Gazastreifen ihre Raketenangriffe wieder aufnehmen. „Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet“, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag beim Besuch eines Marinestützpunktes in der Hafenstadt Aschdod. „Die Armee ist auf einen sehr entschlossenen Einsatz vorbereitet, sollten sie (die Palästinenser) wieder schießen.“

Verteidigungsminister Mosche Jaalon sagte, die vor sechs Wochen begonnene Offensive im Gazastreifen sei noch nicht abgeschlossen. Es werde der radikal-islamischen Hamas nicht gelingen, Israel in einen Zermürbungskrieg zu verwickeln, sagte er.

Die israelische Nachrichtenseite Ynet schrieb, Israel bestehe unter anderem auf strengen Einfuhrkontrollen in den Gazastreifen, die eine Wiederbewaffnung der militanten Palästinenserorganisationen verhindern solle. Hamas lehne dies ab und fordere weiter eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens sowie die Einrichtung eines Seehafens.

Abbas wollte zu Gesprächen mit dem Hamas-Exilchef Chaled Maschaal nach Katar reisen, berichteten palästinensische Medien am Montag. Am Wochenende wollte er dann nach Kairo fahren.

Konferenz über den Wiederaufbau

Die israelische Chefunterhändlerin Zipi Livni forderte eine „neue Ordnung“ im Gazastreifen nach dem Krieg. Die dort seit 2007 herrschende Hamas müsse „einen Schlag erleiden, militärisch und politisch“, sagte sie dem israelischen Rundfunk.

Die Justizministerin sprach sich für eine langfristige Entmilitarisierung der Küstenenklave am Mittelmeer aus. Die Hamas und andere militante Organisationen lehnen dies ab. Livni erklärte, die palästinensische Autonomiebehörde müsse im Gazastreifen wieder die Kontrolle übernehmen.

Ägypten und Norwegen wollen gemeinsam in Kairo eine Konferenz über den Wiederaufbau des Gazastreifens ausrichten. Die Einladungen zu dem Treffen sollten ausgesprochen werden, wenn bei den Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern eine langfristige Waffenruhe erzielt worden sei, teilte das ägyptische Außenministerium mit.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza starben in dem Konflikt seit dem 8. Juli aufseiten der Palästinenser 2.016 Menschen, mehr als 10.000 wurden verletzt. Auf israelischer Seite wurden 64 Soldaten und drei Zivilisten getötet, Hunderte Menschen erlitten Verletzungen.

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10 Kommentare

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  • "Abbas soll auch die Aufsicht über den Wiederaufbau in Gaza haben."

     

    Nicht optimal, aber ein Anfang. Eine unabhängige internationale Kontrolle wäre besser, aber es bleibt zu hoffen, dass die korrupte Fatah sich zusammen reißt.

     

    "Die Justizministerin sprach sich für eine langfristige Entmilitarisierung der Küstenenklave am Mittelmeer aus. Die Hamas und andere militante Organisationen lehnen dies ab."

     

    Hier liegt der springende Punkt! Warum ist die Hamas gegen eine Entwaffnung? Um die eigenen Leute unterdrücken zu können. Die Hamas-Strumgewehre sind gegen Israelische Panzer wirkungslos. Um Oppositionelle zu töten jedoch gut zu gebrauchen.

    • @Dhimitry:

      War nicht gerade Olmert wegen Korruption verurteilt worden, ist Netanjahu nicht mit dem Wunsch aufgefallen, sein Ehebett mal eben für einen Flug nach London in eine Lufttransportmaschine einbauen zu lassen ....

       

      Bei der Entmilitarisierung ist es wie bei den Atomwaffen - es sind alle gefordert oder aber man lässt es.

  • Wer die Palästinenser vertreten soll, haben sie selbst zu bestimmen. Wer es ihnen zubilligt oder gestattet, sich demokratisch eine Selbstverwaltung zu wählen, der muss anders als es von „Israel“, den USA und der EU 2006 gehandhabt wurde, diese Entscheidung akzeptieren.

    Nach Scharons Plänen wurden 2005 die zionistischen Siedler abgezogen, um eine andere Art der Besatzung und Beherrschung der Einwohner des Gazastreifens zu schaffen. „Israel“ überwacht bzw. bestimmt bei allen Außengrenzen dieses, durch „Israel“ geschaffenen Landstrichs, was dort passiert und passieren kann – dies gilt auch für die Grenze nach Ägypten, was letzteres vertraglich den Israelis gestatten musste, um auf den Sinai zurückkehren zu können.

     

    Daraus folgt: Entweder gibt die Besatzungsmacht die Besatzung auf oder es kommt seien Verpflichtungen nach, den Einwohnern des Gebietes der eingepferchten Vertriebenen ein menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen.

     

    Bisher ist nur zu erkennen, dass „Israel“ weder zu dem einen, noch zum anderen bereit ist, dies sollte für die Weltöffentlichkeit nicht länger hinnehmbar sein, schon gar nicht für die USA und die EU – diese sind eigentlich gefordert und in der Pflicht zu handeln. Nicht in erster Linie die Hamas in Kairo.

    • @Ignaz Quadratwurzel:

      Wieso setzen Sie Israel in Anführungszeichen?

      • @Tachles:

        Weil ich religiöse Begriffe – auch eben diesen - ungern missbraucht sehe !

         

        Aber vielleicht sind Sie ja nicht religiös erzogen aufgewachsen ...

        • @Ignaz Quadratwurzel:

          ... @tachles:

           

          Nach Diktat verreist

          • @Ignaz Quadratwurzel:

            Was?

  • "Verteidigungsminister Mosche Jaalon sagte, die vor sechs Wochen begonnene Offensive im Gazastreifen sei noch nicht abgeschlossen. Es werde der radikal-islamischen Hamas nicht gelingen, Israel in einen Zermürbungskrieg zu verwickeln, sagte er. "

     

    ????? wie lange geht das hin und her schon?????

    da scheint jemand eher spaß an dem ganzen zu haben als das es ihn nervt.....

    also mich und geschätzt 9/10 der welt nervt der konflikt ungemein!!!

    • @frei:

      Als Besatzungsmacht übe ich entweder die Kontrolle über Sicherheit und Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens aus oder ich muss diese, falls ich es nicht will oder kann aufgeben.

       

      Offensiven in die Gefängniszelle gehen schon mal gar nicht....

      sollte man meinen. schon gar nicht, wenn ich sie zuvor randvoll vollgepackt habe.

      • @Ignaz Quadratwurzel:

        aus sicht einer rechtsstaates wäre eine offensive in einer gefängniszelle moralisch nicht besonders verwerflich, da es zumindest keinen unschuldigen trifft.....es sind ja natürlich nur schuldige im käfig......