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Krieg im Jahr 2017

In der Strategie der neuen US-Regierung spielt der Weltraum längst eine zentrale Rolle. Der Hauptfeind heißt China, der Nebenfeind Irak

aus Washington STEFAN SCHAAF

Das eine Land hieß „Blau“, war groß und militärisch stark, das andere namens „Rot“ gleichfalls groß und von bedeutender militärischer Potenz. „Rot“ bedrohte den Kleinstaat „Braun“, was die Strategen von „Blau“ sehr beunruhigte, denn sie hatten sich verpflichtet, „Braun“ Beistand zu leisten.

„Blau“ befürchtete einen Überraschungsangriff mit Laserstrahlen auf seine Weltraumsatelliten, die – schließlich spielt das Szenario im Jahre 2017 – für die Landesverteidigung, die Kommunikation der Truppen und die Kriegführung selbst eine eminente Bedeutung gewonnen hatten. Beruhigend war, dass Raketenabwehrsysteme das Territorium von „Blau“ und seine Seestreitkräfte schützten.

Einen klaren Sieger gab es nicht bei dem Planspiel, das so in der vergangenen Woche im Space Warfare Center der US Air Force in Colorado durchexerziert wurde. Doch die Demonstration machte den eingeladenen amerikanischen Medienvertretern deutlich, dass die Kriegführung im All längst eine bedeutende Rolle in den Strategien des Pentagon spielen. Das Raketenabwehrsystem NMD, das Washington trotz der Bedenken Europas, Russlands und Chinas verwirklichen will, ist nur eine Komponente. Dazu kommen lenkbare Mikrosatelliten, bodengestützte Laserkanonen und im All stationierte Radaranlagen. Präsident George Bush sagte dazu, die USA wollen den Frieden fördern, indem sie „die Art und Weise ändern, in der Kriege ausgefochten werden“ und dabei „alle Vorzüge revolutionärer neuer Technologien ausnutzen“.

Dass es sich bei „Rot“ um China und bei „Braun“ um Taiwan handelt – bei „Blau“ natürlich um die USA –, wurde offiziell nicht bestätigt, liegt aber auf der Hand. Ein potenzieller Konflikt um das in den Augen Pekings abtrünnige Eiland ist eine der größten Sorgen des neuen außenpolitischen Teams um Außenminister Colin Powell und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. „Das US-amerikanische Militär muss in der Lage sein“, schrieb sie in einem Grundsatzpapier für die Zeitschrift Foreign Affairs, „dem Entstehen feindlicher militärischer Mächte in der asiatisch-pazifischen Region, im Nahen Osten, dem Persischen Golf und Europa entgegenzutreten.“

Die von ihr gewählte Reihenfolge der Krisenherde war kein Zufall. Die Außenpolitik der neuen Administration müsse vor allem die nationalen Interessen fördern, Schurkenstaaten einschüchtern und Moskau und Peking zu lenken versuchen. In China werde der wirtschaftliche Fortschritt zur Bedrohung für das Machtmonopol der Kommunistischen Partei, und es sei eindeutig, dass Peking den Status quo in Südostasien verändern wolle. Chinas Haltung gegenüber Taiwan und die Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel wird im State Department deshalb genauso aufmerksam verfolgt wie die Entwicklung am Persischen Golf, wo die neue Bush-Administration nach Wegen sinnt, Iraks Diktator Saddam Hussein von der Macht zu vertreiben.

Im Wahlkampf hatte Bush angedroht, sollte Saddam Massenvernichtungswaffen herstellen, so werde er „beseitigt“. Später formulierte Bush vorsichtiger: Er werde damit „in einer Weise verfahren, die Saddam nicht gefallen wird“. Doch die Mittel, die die USA gegen den irakischen Staatschef in der Hand halten, sind begrenzt, eine stärkere finanzielle Unterstützung der irakischen Oppositionsgruppen ist der einzige ins Auge gefasste Schritt.

Der neue US-Außenminister Colin Powell betonte während seiner Anhörung vor dem Senat, die Sanktionen gegen Saddam zu stärken, sei die sinnvollste US-Politik gegen den irakischen Diktator. Wer bewaffnete Leute in den Irak schicken wolle, müsse auch sagen, wie diese erfolgreich agieren können.

Auch mit dieser Bemerkung zeigte er, wie wenig ausformuliert das außenpolitische Konzept der Bush-Administration bislang ist. So distanzierte er sich von einer Politik des begrenzten internationalen Engagements, wie sie Bush und Rice im Wahlkampf skizziert hatten. Ein Senator sprach ihn auf den Sklavenhandel im Sudan an und forderte ihn auf, gemeinsam mit ihm dorthin zu reisen und mit dem ganzen Gewicht der Vereinigten Staaten auf ein Ende dieser Praktiken zu drängen. Powell zögerte nicht lange, ihm zuzusagen.

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