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AnalyseKreuth bleibt Kreuth

■ Die Parole der CSU-Klausur lautet "Stärke und Harmonie"

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind – und zwei Wochen später Wildbad Kreuth. Dort stapfen die Honoratioren der CSU dann durch den Schneematsch, palavern am Kaminfeuer mit streitbaren Zeitgenossen wie Martin Walser oder Brigitte Seebacher-Brandt und versuchen, ihre Strategie für das neue Jahr festzuklopfen. Und nun, im Jahr 1 nach Helmut Kohl und Parteichef Theo Waigel?

„Die CDU kann viel von uns lernen“, gibt der Chef der CSU- Landesgruppe im Bundestag, Michael Glos, die Marschroute für die aktuelle Drei-Königs-Klausur aus. Ein bißchen die CDU ärgern, das muß sein. 1976, noch unter der Ägide des seligen Franz Josef Strauß, kündigte die CSU gar der Schwesterpartei die Gefolgschaft auf, um wenig später wieder reumütig in den Schoß der Fraktionsgemeinschaft zurückzukehren. Seitdem aber ist Kreuth das geflügelte Wort für Zwistigkeiten innerhalb der Union. Mal verprellte die CSU den „Europäer“ Helmut Kohl mit populistischen EU-Animositäten, mal versuchten die Bayern der FDP die Außenpolitik streitig zu machen, dann wieder drängte man die gesamte Union in der Ausländerpolitik nach rechts. Die CSU gewann dabei trotz ihrer Mitwirkung an unpopulären Regierungsentscheidungen in Bonn ein eigenständiges Profil und demonstrierte dabei selbst stets Harmonie und Geschlossenheit.

1999 wird nun Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, der kühle Blonde aus dem Süden, seine neue Machtfülle in Kreuth augenfällig demonstrieren. Am 16. Januar wird ihn der CSU-Parteitag nämlich unter dem Motto „Die Kraft, die bewegt“ zum neuen Parteivorsitzenden küren. Selbst christsoziale Spitzenpolitiker fühlen sich nicht wohl, wenn alles in Stoibers Händen vereint ist, aber auch sie werden einen Teufel tun, die Kreuther Harmonie zu stören.

Schließlich geht es um eine große Aufgabe. Die CSU will die Nummer 1 in einer „kraftvollen Opposition“ gegen die rot-grüne Bundesregierung sein. So will es Stoiber, der immer mal wieder als Kanzlerkandidat für das Jahr 2002 gehandelt wird. Das schmeichelt ihm, doch Stoiber will nach eigenen Angaben in Bayern bleiben. Dort will er „hämmern und hämmern, bis der letzte Nagel sitzt“, und die Erfolge seiner Regierung möglichst gut verkaufen, um auf dieser Basis bundesweit zu wirken. Wie, das hat er am Wochenende angekündigt. Gegen die Reform des Staatsbürgerschaftsrechtes will Stoiber „das Volk zu Hilfe rufen, um diese fundamentale Entscheidung noch zu korrigieren“. Der starke Mann aus Bayern will der gesamten Union – „ohne Überheblichkeit“ – Schubkraft verleihen. Schubkraft nach rechts, denn man dürfe doch bei allem Streit um die politische Mitte, so Michael Glos, die „alte Klientel nicht vernachlässigen“. Bernd Siegler

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