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Krenz tritt Haft anZu sechseinhalb Jahren verurteilt

Berlin (AP/dpa) – Der letzte DDR-Staats- und Parteichef Egon Krenz hat am Donnerstag in Berlin-Spandau seine Haftstrafe angetreten. Der 62-Jährige war wegen der Todesschüsse an der Mauer zu sechseinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Am Vortag war er vor dem Bundesverfassungsgericht mit dem Versuch gescheitert, einen Haftaufschub zu erreichen.

„Ich trete die Haft an, nicht als Krimineller, sondern als politisch Verfolgter der Justiz“, sagte Krenz bei der Ankunft vor der 1982 errichteten Vollzugsanstalt im Ortsteil Hakenfelde an der Havel. Er wurde von seinem Anwalt Robert Unger begleitet und von zahlreichen Reportern und Schaulustigen erwartet. Vereinzelt gab es Buh-Rufe.

Sympathisanten von Krenz demonstrierten vor dem Gefängnis gegen die Inhaftierung. Die PDS verurteilte die Inhaftierung als „Instrumentalisierung des Rechts zu politischen Zwecken“.

Bereits am 15. Dezember hatte der Mitangeklagte Günter Schabowski in der Anstalt eine dreijährige Haftstrafe begonnen. Am 18. Januar wird auch der Mitangeklagte Günther Kleiber zum Strafantritt erwartet, der wie Schabowski wegen der Mitverantwortung für die Mauertoten ebenfalls zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde.

Das Bundesverfassungsgericht hatte am Mittwoch die Beschwerde des 62-jährigen Krenz abgewiesen, mit der er sich gegen seine seit November 1999 rechtskräftige Verurteilung gewandt hatte. Jetzt kann Krenz allenfalls noch auf eine Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte hoffen. Dies lässt nach Angaben der Karlsruher Richter den Strafantritt zunächst aber unberührt.

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