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Kratzer waren doch Schnitte

■ Die Familie des Knackis J. glaubt nicht an Selbstmord

Die Familie des 28jährigen Häftlings, der sich im Februar in einer Beruhigungszelle der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen erhängt hat (taz 21.5), glaubt nicht an Selbstmord. „Mein Bruder hat sich nicht das Leben genommen“, sagte die Schwester von Udo J. gestern. Am Kopf des Toten hätten die Angehörigen Verletzungen bemerkt, die im Obduktionsbericht nicht erwähnt worden seien. Der Anwalt der Familie, Siegfried Kröger aus Vechta, hat zwischenzeitlich Akteneinsicht beantragt. Der Umschlag mit den Fotos der Leiche sei allerdings leer gewesen, so Kröger. Die Annahme, daß der Häftling eines gewaltsamen Todes gestorben sein könnte, hält Justizpressesprecherin Lisa Lutzebäck für „wilde Spekulation“. Sie habe die Fotos der Leiche gesehen, es gebe keine Kopfverletzungen. Auch die Kripo schließt Fremdverschulden aus.

Wie berichtet, hatte der Knacki Stunden vor dem Selbstmord versucht, sich die Pulsadern aufzuschneiden. Daß es sich bei den Schnitten nicht – wie vom Justizressort zunächst behauptet – um „oberflächliche Kratzer“gehandelt habe, räumte Lutzebäck gestern ein. Sie habe sich damals auf die Angaben des stellvertretenden Anstaltsleiter Wiegand berufen, sagte sie. Wiegand habe sich wiederum auf die Angaben der Beamten im Lazarett verlassen. kes

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