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Krankheit als WegMorbiditätsgeschehen

■ DAK-Studie benennt Ärztedichte und Hierarchietiefe als Krankheitsursachen

Bremer und Bremerinnen, die bei der DAK krankenversichert sind, lassen sich etwas mehr als einmal im Jahr krankschreiben und dann bleiben sie der Arbeit etwas länger als 11 Tage fern. Soweit, so normal: Bremen liegt ganz knapp über dem Bundesdurchschnitt mit seinen 3,6 Prozent Gesamtkrankenstand im Jahr 2000.

Damit ist allerdings über den Gesamtzustand des ideellen Gesamtbremers nicht viel gesagt. Denn erstens ist die DAK eine klassische Angestelltengewerkschaft und zählt daher wenig Mitglieder bei den unfallträchtigen Berufen im Bau- oder verarbeitenden Gewerbe. Schwerpunkte der Beschäftigung der gut 17.000 Versicherten liegen vielmehr im Dienstleistungsbereich und hier in den Pflegeberufen und im öffentlichen Dienst.

Unter anderem damit versuchten gestern der Geschäftsführer der DAK Bremen Gerd Weyer und Judith Berger von IGES, dem mit der Untersuchung beauftragten Berliner Institut, zu begründen, warum Bremen eben doch ein ganz klitzekleines bisschen über dem Bundesdurchschnitt liegt: die treffend so genannten „AUs“ (Arbeitsausfälle) sind nämlich in diesen Tätig-keitsfeldern, die in Bremen größer sind als anderswo, überdurchschnittlich hoch. Und weil wir hier in Bremen und nicht in München sind, sind die Beschäftigten im Banken- und Versicherungswesen, also den stark am Markt konkurrierenden Diensten, nicht groß an der Zahl. Das wäre gut für die Statistik, denn die dort Beschäftigten sind „nennenswert“ weniger krank.

Schlecht für die Statistik ist hingegen eine hohe Ärztedichte. „Denn ein solches Angebot schafft auch eine Nachfrage“ erläutert die Berliner Gutachterin – in der Hauptstadt, die auch Ärztestadt ist, liegen die Krankenstandswerte bei stolzen 4,9 Prozent.

An oberster Stelle stehen bei den Ursachen erwartungsgemäß die Skelett-Erkrankungen, also Bandscheibenvorfälle und Kreuzschmerzen, gefolgt von Atemwegserkrankungen. Nach den Verletzungen an dritter Stelle stehen die psychisch bedingten „Ausfälle“ auf Platz vier.

Entweder besonders belastet oder aber besonders wehleidig sind die arbeitenden Frauen. Im Durchschnitt sind sie über einen Tag länger krank als die Männer. Davon aber, so erläuterte Judith Berger, geht die Hälfte auf Rechnung der Schwangerschaftskomplikationen. Ob der Rest mit Doppelbelastung, mit mehr Aufmerksamkeit fürs eigenen Befinden zu tun hat oder doch hauptsächlich mit der Art der Berufe, die Frauen ausüben, soll nun eine andere Studie klären. Nur soviel ist sicher: Entfaltung am Arbeitsplatz ist gesundheitsfördernd. Frauen, als Angestellte überdurchschnittlich häufig als Verkäuferin oder Kassiererin tätig (Berger: „Ein Job mit vielleicht nicht ganz so vielen Entfaltungsmöglichkeiten“), leiden zum Beispiel unter der Struktur dieser Berufe. So ist, laut Geschäftsführer Weyer, die Hierarchietiefe, die Persönlichkeit der Vorgesetzten, die Selbstbestimmtheit der Arbeit ein wichtiger Faktor für das Gesundbleiben oder Krankwerden. Also weg mit den unangenehmen Vorgesetzten und her mit der selbstbestimmten Arbeit, könnte der Rat der DAK sein. Sie rät aber lieber den Betrieben und Arbeitgebern zu „teilautonomen Handlungsspielräumen für die Beschäftigten“ und einer „intensiven Pflege der humanen Ressourcen“. Fitness statt Revolution eben. hey

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