: Krankes Gesundheitssystem
betr.: „Das Solidarsystem ist unteilbar“, taz vom 1. 2. 03
All diejenigen, die nach einer „richtigen Gesundheitsreform“ rufen und an den im Ansatz fast vollständig richtigen kleinen Schritten der rot-grünen Regierung im Gesundheitswesen herummäkeln, bleiben die Antwort auf die Frage schuldig, was denn der Inhalt einer solchen „richtigen“ Reform sein soll. Da es im derzeitigen System riesige Rationalisierungsreserven und neben Unter- auch viel Überversorgung gibt, wäre es verkehrt, vor der Umsetzung qualitativer Verbesserungen mehr Geld ins System zu pumpen – das würde nur zu weniger wirtschaftlichem Verhalten animieren […]. Wenn die Chronikerprogramme laufen, die Positivliste endlich umgesetzt, das Hausarztprinziip umgesetzt, der Alleinversorgungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen gebrochen und die ersten Fachärztezentren an Krankenhäusern installiert sind, muss im Sinn der Entlastung des Arbeitsmarktes die Einnahmeseite des Gesundheitswesens verbessert werden: an einer Teilsteuerfinanzierung führt im Sinn der Entlastung der Lohnkosten kein Weg vorbei, und genauso wenig wird ein solidarisches Gesundheitswesen, das zu verteidigen sich allemal lohnt, ohne eine Pflichtversicherung für alle BürgerInnen auskommen.
GÜNTHER EGIDI, Bremen
So richtig es ist, das Solidarprinzip in der gesetzlichen Rentenversicherung zu erhalten, vermisse ich in dem Beitrag doch ein wesentliches, kostentreibendes Argument. Im Gesundheitswesen fehlt die Transparenz auf allen Ebenen. So können weder die Krankenkassen erkennen, ob die abgerechneten Leistungen tatsächlich erbracht wurden, noch die Patienten, welche Kosten die Behandlung durch den Arzt verursacht. Dadurch wird Missbrauch gefördert. […] Anderseits fehlt es auch den Versicherten an Kostenbewusstsein, solange vom Arzt keine Rechnung ausgestellt und von den PatientInnen unterschrieben wird. Mit dieser einfachen Maßnahme würde das Verantwortungsbewusstsein der Versicherten gestärkt, die Kosten transparent und dem Abrechnungsbetrug schwarzer Schafe mit den Kassen ein Ende bereitet. Auch hiermit würden ohne Eingriffe in den Leistungskatalog Milliarden eingespart. HELMUT PTACEK, Bruckmühl