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Kotzlangweiliges Scheißgeschwafel

Wie Schüler über Politikerreden urteilen, und weshalb man sie verstehen kann  ■  B 0 N N A P A R T logo

Rednerseminare für Bundestagsabgeordnete: Schön und gut. In anderthalb Tagen am Wochenende: Na ja. Ein einziges Mal nur, in den vielen Jahren als PolitikerIn: Wenns eben nicht anders geht... Aber muß man die mangelhafte Schulung so vielen RednerInnen unbedingt gleich anmerken? Man muß wohl. Zum Beispiel der SPD-Abgeordneten Doris Odendahl, letzte Woche im Bundestag:

“'Wenn i putze sag, dann moin i putze und net wische.‘ Dieser Ausspruch stammt nicht von mir, sondern von einer schwäbischen Hausfrau. Aber angesichts des berühmt -berüchtigten Putzeifers im Ländle fühle ich mich als schwäbische Abgeordnete besonders prädestiniert, vielleicht sogar verpflichtet, hier und heute über Putz- und Waschmittel zu sprechen. Darüber hinaus reizt mich dieses Thema wegen...„

Wenn mir saudomm saget, dann moinet mir saudomm und net bloß bled. Dieses Urteil stammt von uns. Solcherlei In Parlamentsdebatten gängige rhetorische Zumutungen wie die von Doris Odendahl hier zu dokumentieren, fühlen wir als Bonner Korre spondentInnen uns besonders prädestiniert, vielleicht sogar verpflichtet...

Die Jugend sei politikverdrossen, beklagen regelmäßig PolitikerInnen aller Couleur. Umfragen und soziologische Studien dienen ihnen als Beleg. Diese Lektüre könnten sie sich sparen. Sie müßten sich nur mal auf die Besuchertribüne im Bundestag setzen, wenn dort eine Schülergruppe Parlamentsdebatten verfolgt. Zum Beispiel am vorletzten Donnerstag: Unten im Plenum stritt man über die Entwürfe der Bundesregierung für ein neues Datenschutz-, Verfassungsschutz-, BND- und MAD-Gesetz. Oben auf den Besuchersitzen lauschten ungefähr 20 Jugendliche. Ein paar ihrer einander zugetuschelten Urteile, waren auch auf den Pressebänken noch gut zu hören: „Das versteht doch keine Sau“ (während der Rede von Heribert Blens, CDU); „Der schwafelt ja rum wie in der Kirche“ (über Burkhard Hirsch, FDP); „Äääh, die Scheißgrünen mosern doch über alles“ (als Manfred Such, Grüne, dran war). Und, nachdem Gerd Wartenberg, SPD, geendet hatte: „Mir ist kotzlangweilig.“

Ferdos Forudastan

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