■ Kostenschraube: Bajuwarisch stur
„Wir laufen seit Jahren Sturm, weil wir auch in Bayern Bildungsurlaub für alle wollen. Doch der Freistaat stellt sich stur“, erklärt Klaus Dittrich, Vorsitzender des DGB-Bildungswerks in Bayern. Gerade in Zeiten der Globalisierung sei umfassende Bildung wichtiger denn je. Es gehe um Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz, Teamarbeit, eigene Problemlösungskompetenz oder das Durchschauen von komplexen Zusammenhängen. Durch berufliche Weiterbildung allein werde der Blick über den eigenen Tellerrand hinweg nicht geschärft. Im Bildungsurlaub hingegen könnten diese Fähigkeiten vermittelt werden.
Die Argumente des Freistaates wollen die Gewerkschafter dabei nicht gelten lassen. Der vertritt nämlich die Ansicht, daß die erhöhten Lohnnebenkosten den Arbeitgebern nicht zuzumuten seien. Auch gesamtwirtschaftlich sei Bildungsfreistellung nicht akzeptabel. Vor diesem Hintergrund wurde in letzter Zeit auch erheblich an der Kostenschraube gedreht: Zwar haben sich die Gesamtausgaben aller Erwachsenenbildungsträger seit 1976 verdreifacht, doch der Anteil an staatlichen Zuschüssen ist in diesem Zeitraum von 16 Prozent in 1980 auf neun Prozent in 1995 gefallen. Das sind lediglich 0,22 Prozent des Kultushaushalts.
Für Hermann Brammerts von der gewerkschaftsnahen Landesarbeitsgemeinschaft für politische Bildung in Bayern ein deutliches Indiz, welch untergeordnete Rolle die Erwachsenenbildung im Freistaat spielt. Die Gewerkschaft fordert dennoch weiter trotzig einen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsurlaub. „Denn“, so Brammerts, „wegen der fehlenden Bildungsfreistellung werden die Bildungsangebote in Bayern weniger wahrgenommen.“ Man stehe schließlich in Konkurrenz zum Badeurlaub. kafi
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