: Kostenexplosion bei Betriebs-Kita
■ Kindergarten im Krankenhaus Ost kann wegen Fehlplanung nicht eröffnet werden
Im Zentralkrankenhaus Bremen Ost (ZKO) hängt der Hausfrieden schief. KollegInnen und Verwaltungsdirektion sind sauer. Fast zehn Jahre haben sich Personalrat, Beschäftigte und VertreterInnen der ÖTV für einen Kindergarten im Hause stark gemacht. Jetzt wo die Räume zur Verfügung gestellt wurden und ein freier Träger für den betriebsnahen Kindergarten gefunden ist, gibt es neuen Ärger. Die zunächst veranschlagten 500.000 Mark für den Um- und Ausbau der ehemaligen Krankenpflegerschule reichen bei weitem nicht aus. Nach ersten Schätzungen eines Architekten müssen mindestens 1,5 Millionen auf den Tisch geblättert werden. Woher das Geld kommen soll, weiß auch die Sozialbehörde noch nicht so recht.
Karl Christ, Referent für Kindertagesheime: „Die halbe Million haben wir noch für diesen Haushalt geplant, der Rest wird irgendwie über den 92'er Etat bezahlt, auf Raten.“ Doch zunächst einmal müsse man die Entscheidung des zuständigen Bauausschusses abwarten. Der werde vermutlich Mitte August tagen.
Reichlich spät, finden die Beschäftigten vom ZKO. Sie hatten sich auf die geplante Eröffnung am 1.10.1991 verlassen. Durch die falsche Kostenplanung stehen die insgesamt 70 Kindergartenplätze jedoch frühestens im Frühjahr 1992 bereit.
Von Anfang an gab es Auseinandersetzungen zwischen Sozialbehörde und Beschäftigtenvertretung, die ihre Vorstellungen am besten vom Arbeiter-Samariter- Bund vertreten sahen. Darüberhinaus bot der ASB an, fünf Prozent der laufenden Betriebskosten und 50 Prozent der Einrichtungskosten zu übernehmen. Den Vorschlag des DRK, 60.000 Mark für die Ausstattung und zehn Prozent der laufenden Kosten, fand die Sozialbehörde jedoch attraktiver, langfristig zumindest. Kurzfristig steht sie fassungslos vor dem jüngsten Kostenvoranschlag des DRK-Architekten und sucht nach „Übergangslösungen“.
Jochen Killing, ÖTV-Sprecher und Krankenpfleger im ZKO kann es nicht fassen: „Erst macht das DRK so'n Dumpingangebot und dann setzen sie da noch voll was drauf, das ist doch Vertragsbruch und Betrug“, schimpft er. „Wir hatten von Anfang an ganz bestimmte Vorstellungen, wie der Kindergarten aussehen soll und darum hat sich eigentlich nur der ASB gescheert“, sagt Killing. Die Forderungen der KollegInnen: Mindestens 55 Plätze für Kinder von Krankenhausbeschäftigten (die jetzige Planung sieht etwa 30 vor) und außerdem Krabbel- und Hortgruppen. „Alles andere ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, meint Gudrun Kahlke, Krankenschwester und Personalrätin. „Viele unser Mitarbeiterinnen kommen nach einer Schwangerschaft nicht mehr zurück, weil es keine Plätze für die Kinder gibt. Das ist einer der Gründe für den Pflegenotstand.“
Auch der der stellvertretende DRK-Geschäftsführer Jürgen Höptner ist nicht zufrieden mit der Art, wie das DRK den Zuschlag erhalten hat: „Auch wir waren für eine inhaltliche Auseinandersetzung, so hätten wir uns viel Ärger erspart.“
bz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen