: Koschnick: „Der Attentatsversuch hatte auch positive Folgen“
■ „Skeptische Stimmung im kroatischen Teil von Mostar ist umgeschlagen“ / Koschnick gegen Lockerung des Embargos gegen Rest-Jugoslawien
Der EU-Administrator von Mostar und ehemalige Bremer Bürgermeister Hans Koschnick (SPD) sieht nach dem versuchten Attentat auf ihn vom vergangenen Sonntag auch positive Folgen in seiner Arbeit. In der ZDF-Sendung „halb 12 – Eser und Gäste“ sagte Koschnick am Sonntag wörtlich: „Die Tatsache, daß dieses Attentat versucht wurde, hat dazu beigetragen, daß eine skeptische Stimmung im kroatischen Teil von Mostar gegenüber der europäischen Administration umgeschlagen ist. Jetzt ist das Bewußtsein da: 'Wir wollen das mit den Europäern gemeinsam'.“ Auf kroatischer Seite seien Barrikaden weggeräumt worden.
Koschnick hält sich eine Woche in Deutschland auf, um unter anderem dem Bundeskanzler und dem Außenminister Bericht zu erstatten. Seit Ende Juli ist er als EU-Administrator in Mostar tätig, kritisierte die europäische Bürokratie. Von der versprochenen 200 Polizisten aus mehreren europäischen Ländern seien erst 60 in Mostar. Er habe „Krach schlagen müssen“. Er gehe davon aus, daß bis Ende Oktober die versprochenen 200 Sicherheitskräfte vollständig im Einsatz seien.
Koschnick kritisierte die geplante Lockerung der Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien. Der Politiker wörtlich: „Jetzt geben wir Sanktionen auf, weil sich Milosevic und Karadzic in der Wolle haben. Tatsächlich ist vorher aber soviel reingebracht worden an Waffen und an Benzin, daß die drei Monate Krach haben können, ohne daß was passiert.“ Die zentrale Frage, ob ein Staat mit Gewalt Grenzveränderung vornehmen dürfe, werde überhaupt nicht behandelt. dpa
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