Korruptionsskandal Bettencourt: Regierungspartei UMP tief verstrickt
Die Ermittlungen gegen Exminister Eric Woerth belasten den Staatschef Nicolas Sarkozy. Woerth hat als Schatzmeister der UMP offenbar fleißig Schätze gesammelt.
PARIS taz | In der Finanzaffäre um die L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt ist der französische Exminister Eric Woerth am Donnerstag erneut von Untersuchungsrichtern befragt worden. Gegen den engen Vertrauten von Staatspräsident Nicolas Sarkozy war am Mittwoch in Bordeaux nach einer mehr als zwölfstündigen Anhörung bereits ein Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsnahme eingeleitet worden.
Er steht außerdem im Verdacht, als Schatzmeister der Regierungspartei UMP von der Milliardärin Liliane Bettencourt im Januar 2007 für die Finanzierung der Wahlkampagne von Saarkozy Bargeld in Höhe von 150.000 Euro erhalten zu haben. Erlaubt sind nur Spenden von 7.500 Euro pro Person.
Vorerst wird der zusätzliche Straftatbestand der illegalen Parteifinanzierung nicht gegen ihn geltend gemacht, er könnte aber im Verlauf der Ermittlungen hinzukommen. Ebenso der Verdacht, dass die Altersschwäche der betagten und inzwischen unter Vormundschaft gestellten LOréal-Erbin Bettencourt ausgenutzt wurde. Sie soll laut ärztlichen Gutachten seit September 2006 nicht mehr in der Lage gewesen sein, das Ausmaß und die Tragweite ihrer äußerst großzügigen Geschenke an Bekannte oder Politiker zu erkennen.
Schwer belastet wird Woerth durch Aussagen von Bettencourts ehemaliger Buchhalterin Claire Thibout, die bezeugt, dass der Vermögensverwalter der Milliardärin sie explizit beauftragt habe, 150.000 Euro zugunsten der Wahlkampagne von Sarkozy bereitzustellen. Unangenehm wird Woerths Lage, weil er seine Kontakte zu de Maistre genutzt haben soll, um seiner Gattin Florence zu einer Stelle in Bettencourts Anlageberatung zu verhelfen. Er revanchierte sich dafür und verlieh dem Vermögensverwalter kurz darauf die begehrte Ehrenlegion.
Sarkozy stellte sich von Beginn an hinter Woerth, der sein "volles Vertrauen" habe. Eine heimliche Wahlfinanzierung durch Bettencourt bezeichnete er als "Fabel". Aufgrund seiner Immunität kann er aber nicht einmal als Zeuge vorgeladen werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen