Korruption in der Fifa: Weiter bedingt transparent
Nach Sepp Blatters Reform-Show: Zweifel an der Glaubwürdigkeit seines Engagements gegen Korruption im Internationalen Fußballverband Fifa bleiben.
BERLIN taz | Eine Frau soll in die Regierung gehievt werden. Das ist einer der Reformvorschläge, die Sepp Blatter, der Präsident des Internationalen Fußballverbands (Fifa), am vergangenen Freitag in Zürich gemacht hat. Nach der Sitzung des Exekutivkomitees der Fifa war er vor die Presse getreten und hat erklärt, wie er sich den Umbau des notorisch unter Korruptionsverdacht stehenden Verbands bis zum Jahr 2013 vorstellt.
In vier Arbeitsgruppen sollen die Reformen ausgearbeitet werden. Eine soll sich mit der Neuorganisation der Ethikkommission befassen. Sie gilt bis dato eher als Machtinstrument von Sepp Blatter, mit dessen Hilfe er unliebsame Konkurrenten aus seiner Fußballfamilie entfernen lässt.
Der lebenslange Bann, mit dem die Kommission den der Korruption gewiss nicht unverdächtigen Blatter-Widersacher Mohammed bin Hammam belegte, ist das beste Beispiel dafür. Reformieren soll die Ethikkommission der Mann, der ihr seit 2010 vorsteht, der Schweizer Claudio Sulser. Der ist bisher nicht gerade als harter Ankläger in Erscheinung getreten.
Weil die von Sulser geleitete Kommission die Vorwürfe, bei der WM-Vergabe an Russland 2018 und Katar 2022 sei geschmiert worden, nicht nachgehen wollte, beendete der deutsche Jurist Günther Hirsch seine Mitarbeit in diesem Fifa-Moral-Ausschuss.
Zwanziger spielt gewichte Rolle
Theo Zwanziger, der Präsident des Deutschen Fußballbundes und am Freitag zum ersten Mal bei einer Sitzung der Fifa-Exekutive dabei, hat nun genau das gefordert: eine Aufklärung der Umstände der WM-Vergabe an Katar.
Zwanziger spielt zwar in Blatters Plänen eine gewichtige Rolle, mit der Aufklärung von Korruptionsfällen, die in der Vergangenheit liegen hat, dies indes nichts zu tun. Er soll eine Arbeitsgruppe leiten, die sich mit der Revision der Fifa-Statuten befassen soll.
Was er in dieser Hinsicht plant und wie seine Arbeit die Fifa weniger anfällig für Korruption machten könnte, darüber hat er sich bislang noch nicht geäußert.
Auch Zwanzigers Vorgänger als Mitglied der Exekutive, Blatters Weggefährte Franz Beckenbauer, wird weiter eine schon bestehende Reformarbeitsgruppe leiten. Die Arbeitsgruppe Fußball 2014.
Neue Auslegungsmöglichkeiten der Abseitsregel oder die Erlaubnis, in der Verlängerung einen vierten Feldspieler einzuwechseln, werden die Fifa indes kaum weniger korrupt machen. Hier geht es eher um die Glaubwürdigkeit des Sports als um die seiner Funktionäre.
Besonders viel verspricht sich Blatter von der Installierung einer vierten Arbeitsgruppe. Die soll sich unter der Leitung von Juan Ángel Napout, dem Präsidenten des paraguayischen Fußballverbands) und Frank van Hattum, dem neuseeländischen Verbandspräsidenten, der "Transparenz und Überwachung" widmen.
Gläserner Sportkonzern?
Die Fifa als gläserner Sportkonzern? Das ist nur schwer vorstellbar, auch wenn Blatter die Reformbemühungen von einer "Kommission für Good Governance" begleiten lassen will, bei der auch die Antikorruptionsinitiative Tranparency International mitarbeiten will.
Dass er beim Thema Transparenz punkten kann, weiß Blatter. Für seine Ankündigung, Gerichtspapiere aus dem Korruptionsverfahren um den in Konkurs gegangenen Sportrechtevermarkter ISL zu veröffentlichen, bekam der Fifa-Boss in vielen Medien Applaus. Dabei will er die Papiere zunächst von Beratern durchsehen lassen und erst in einem zweiten Schritt eventuell öffentlich machen.
Wie genau die Korruption gelaufen ist, von der man weiß, dass sie 141 Millionen Schweizer Franken auf die Konten von Fifa-Funktionären gespült hat, versucht die Fifa seit Jahren zu verbergen und hat dafür 5,5 Millionen Franken Schweigegelder gezahlt, um die Namen der Schmiergeldempfänger geheim zu halten. Drei von ihnen, der Paraguayer Nicolás Leoz, der Kameruner Issa Hayatu und der Brasilianer Ricardo Teixeira, sitzen weiterhin im Exekutivkomitee.
Mit denen trifft sich Blatters deutscher Reformator Theo Zwanziger zur nächsten Exekutivsitzung am 16. Dezember in Tokio. Dass er schon dazugehört, hat er im Gespräch mit der FAZ gezeigt. Man müsse "Feindbilder abbauen" sagte er. Glaubt er wirklich an das Gute in der Fifa?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!