Konzeptvergleich: Lieber Straßenbahn
■ Wer ist besser, BSAG oder Deutsche Bahn? Ein erster Vergleich
Noch zuckelt die Deutsche Bahn ganz allein die Unterweser entlang. Doch den Strecken von Bremen nach Oldenburg mit einem Abzweig nach Nordenham steht in den nächsten Jahren ein gänzlich anderer Betrieb bevor: Neben den normalen Regional-expressen könnte dort ab 2006 entweder eine schnelle S-Bahn fahren – so will es die DB. Oder eine Art flotte Straßenbahn, die vom Stadtnetz auch über die DB-Schienen ins Umland sausen kann: nach den Plänen der Bremer Straßenbahn AG die „Regionalstadtbahn“ .
Im Herbst will die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen in enger Abstimmung mit Bremen darüber entscheiden, welches der beiden Konzepte den Vorzug kriegt. Das „mit möglichst wenig Zuschuss die beste Leistung auf die Strecke bringen soll“, und das vor allem auch in den Abendstunden und am Wochenende. Ein Gutachten ist derzeit noch in Arbeit. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) dagegen zog gestern schon mal einen ersten Vergleich:
Noch ist der Bahntripp von Bremen nach Nordenham eher ein Zeitsprung rückwärts. Eine Stunde und elf Minuten dauert die Fahrt. Die Züge stammen aus der Zeit, als die Strecke gerade elektrifiziert wurde (1980), die Wagons sind noch mal 20 Jahre älter. In Zukunft aber wollen sowohl die DB als auch die BSAG moderne Triebwagen einsetzen. Damit wäre die Strecke in nur 56 Minuten (DB) beziehungsweise in 62 Minuten (BSAG) abgefahren.
Auch nach Oldenburg soll es schneller gehen: Statt des 46 Minuten langen Ist-Zustands mit dem Regionalexpress will die DB die Fahrt auf 38 Minuten reduzieren. Die BSAG bietet 43 an. Nur der InterRegio (29 Minuten) bliebe top.
Zwar ist die S-Bahn der Bahn durchweg schneller als die Regionalstadtbahn der BSAG – aber nur von Oberzentrum zu Oberzentrum gerechnet. Und genau da liegt für den Verkehrsclub der Hase im Pfeffer. Denn Zugpendler aus kleineren Orten müssen sich bei der DB erstmal mit dem Bus zum nächsten Gleisanschluss durchkämpfen. Dadurch wird die Fahrzeit „von Haustür zu Haustür“ deutlich länger.
Die BSAG will dagegen neun weitere Haltestellen errichten. Fahrtzeiten von Örtchen wie Oberhammelwarden nach Bremen (mit Bus und Bahn bisher 1.07 Stunden) würden sich dann im Idealfall auf 44 Minuten reduzieren. Auch innerstädtische Haltepunkte sind geplant.
Der Hauptunterschied zwischen beiden Konzepten ist damit die „Feinerschließung“ des platten Landes: Mit einer Land-Straßenbahn würden „unterwegs“ mehr Leute eingesammelt, die wegen der bisherigen Umsteigestrapazen meistens Auto fahren, schätzt der VCD. Rund 32.000 zusätzliche Mitfahrer würden in der Nähe der Zusatzstopps leben. Eine Fahrgaststeigerung von 50 Prozent gilt damit als realistisch.
Die DB, die bislang Haltestelle um Haltestelle geschlossen hat, will „unter dem Druck des BSAG-Angebots“ jetzt zwei alte wiedereröffnen, lobt der VCD. Und die BSAG kann dem Wunsch, möglichst schnell von Oldenburg nach Bremen zu kommen, auch nicht immer 18 Haltestellen entgegensetzen. „Durchfahrende“ Express-Trams, wie vom VCD gefordert, stehen inzwischen im Konzept. Damit ist die Regionalstadtbahn mit dem „innovativem, integriertem und übergreifendem Gesamtkonzept“ für den VCD der klare Favorit. Im Herbst zeigt sich, was die Länder dazu sagen.
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