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Konventionelle Industriefotografie

■ betr.: Fotografien aus dem Buch „Transit – Passagen globaler Ko operation“, taz vom 5./6.4. 97

Die Bildauswahl im vorderen Teil der taz hat mich noch nie überzeugt. Doch in der Ausgabe vom letzten Wochenende ist es auch der Kulturredaktion, namentlich „mn“, gelungen, eine vollständig traditionelle Auftragsfotografie als aufklärerisches Projekt vorzustellen. Nicht nur, daß jede Fotografie, sobald sie einen gekonnten Umgang mit Stativ und Belichtungsmesser vermuten läßt, als „Kunstfotografie“ durchgeht, hier wird konventionelle Industriefotografie als ambivalentes Unternehmen ausgelegt, in welchem „das Erhabene, das Fotografien von Kraftwerksanlagen gern eigen ist, durch Porträts selbstbewußter arabischer Ingenieure ... konterkariert“ würde.

Das Porträt des stolzen Arbeiters gehört zu den Standards der unternehmerischen Industriefotografie spätestens seit den 20er Jahren und vermag, selbst wenn es sich statt um einen deutschen Arbeiter um einen arabischen Ingenieur handelt, nicht das Bild eines funktionierenden, kompetenten Unternehmens zu unterlaufen. So wie das Bild des Schweißers dazu erfunden worden ist, immer und immer wieder die physische Herrschaft des Arbeiters über die unbeugsame Kraft der Elemente zu demonstrieren, so illustrieren auch Materialstudien trotz aller graphischen Akkuratesse nie etwas anderes als den Glanz des Produkts. Und es zeigt sich, wie nahe die humanistische Autorenfotografie propagandistischen Zwecken steht. Kathrin Peters, Berlin

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