piwik no script img

Kontrovers diskutiert

■ betr.: „Verräter, Dissidenten und grüne Clans“, taz vom 4.1.94

[...] 1. Auf drei Mitgliedervollversammlungen der Grünen sind, nach der Abwahl des SPD-Oberbürgermeisters Norbert Winterstein und der Aufkündigung der großen Koalition von seiten der SPD, zwei Auffassungen kontrovers diskutiert worden: einerseits das sogenannte „Grundkonsensmodell“, andererseits die Bedingungen zur Regierungsteilnahme. Die Mitglieder der Partei Bündnis 90/Die Grünen haben sich auf allen drei Versammlungen mit Zweidrittelmehrheit für die Zusammenarbeit mit der CDU/FDP (die SPD verweigerte sich) ausgesprochen.

Den Anhängern des Grundkonsensmodells gelang es auch im Laufe von drei Monaten nicht, Stimmen der Mitglieder für ihre Idee hinzuzugewinnen. Auch die Aufforderung der Mitgliederversammlung an alle Fraktionäre, wenigstens die nominierte grüne Kandidatin für das Bürgermeisteramt zu stützen, wurde von den sechs Männern um Karlheinz Przyklenk abgelehnt. Den von der Basis gestützte Kurs trägt jetzt ausschließlich die Dreier-Fraktion Bündnis 90/Grüne um Achim Bender. Natürlich gibt es kein imperatives Mandat, aber wenn hier von „programmatisch dünnem Eis“ der Koalitionsbefürworter die Rede ist, stellt sich die Frage, ob es bei den Grünen, die Basisbeschlüsse einfach ignorieren, überhaupt noch Eis gibt. [...]

2. Der Redakteur Klingelschmitt zitiert die Kritiker des politischen Engagements von Menschen, die familiär miteinander verbunden sind. Leider kennen weder er noch andere einen Alternativvorschlag der Kritiker. Meinen diese Herren, daß sich jeweils ein Partner (am besten die Frauen?) aus der Politik zurückziehen soll? Die familiären Verbindungen waren den Mitgliedern vor der Wahl des neuen Vorstandes bekannt. Trotzdem konnten sich diese KandidatInnen gegen weitere Wahlvorschläge aus den Reihen der Grundkonsensfreunde deutlich durchsetzen. [...] Hans J. Fornhoff,

Vorstandssprecher (clanlos),

Bündnis 90/Grünen,

Rüsselsheim

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen