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Kontrolliert die Kontrolleure

■ betr.: „Zwickel verteidigt sich“, taz vom 6.8. 96

„Gravierende Fehlentscheidungen der damals Verantwortlichen“, die „teilweise in kaum mehr nachvollziehbarer Weise gehandelt“ hätten, zu diesem Ergebnis kommt die unabhängige Untersuchungskommission, die mit den Hintergründen des Immobilienskandals bei der IGM beschäftigt war, zitiert nach direkt 13/96, dem Informationsdienst der IG Metall. Der Vorsitzende der IG Metall, Zwickel, fordert im gleichen Blatt, nötig seien „Professionalität, Verpflichtung zur Information, besseres Controlling, was Vorstand und Kontrollgremien betrifft.“

„Controlling“, nun schön, wir wissen also, daß der Vorsitzende auch Englisch kann und statt Kontrolle „Controlling“ schreibt. Was aber hat er getan, als er mit Steinkühler als 2. Vorsitzender im Vorstand saß? Geschlafen und kollegial die Schnauze gehalten? Jemand, der sich damit herauszureden versucht, „daß ohne Steinkühler aufgrund der informellen Herrschaftsstrukturen nichts lief“, kann ja wohl danach gefragt werden, welches Demokratieverständnis ihm da während seiner Mitgliedschaft in der IG Metall zugewachsen ist. Was mag so einer taugen, der mit dem Finger auf den Maulaufreißer Steinkühler zeigend nur sagen kann: Der war's gewesen.

Solche Typen braucht keine Gewerkschaft, die ohnehin und auch aufgrund eigener Fehler heute mit dem Rücken zur Wand steht und von den Unternehmern kaum noch für voll genommen wird. Wer in seiner eigenen Organisation nicht den Mumm hat, auf die Einhaltung demokratischer Regeln zu bestehen und seinen Kollegen und Kolleginnen Vorstandsmitgliedern auf die Finger zu sehen, gehört nicht an die Spitze einer Gewerkschaft. [...]

Die Gewerkschaft ist so vollkommen „Teil dieser Gesellschaft“ geworden, daß in ihr alle Spielarten des Kapitalismus widerstandslos übernommen werden, die Krankheit, der sie eigentlich Widerstand leisten sollte, hat sie bereits zersetzt. Klaus Kowol, Gummersbach

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