: Konservatives Wahlbündnis?
■ Kohl traf sich mit Wolfgang Schnur und Lothar de Maiziere / FDP bringt Mischnick als LDPD-Chef ins Gespräch / Die Führung des Demokratischen Aufbruchs ist zerstritten
Berlin (ap/dpa) - Unmittelbar vor einem Treffen von Vertretern konservativer DDR-Parteien mit dem CDU -Vorsitzenden Helmut Kohl in Berlin war am Donnerstag noch völlig offen, ob das vom Kanzler gewünschte breite Bündnis der „Parteien der Mitte“ zustande kommt. Während der Vorsitzende des Demokratischen Aufbruchs, Wolfgang Schnur, eine solche Allianz als notwendig bezeichnete, lehnte sein Parteisprecher Rainer Eppelmann ein Zusammengehen mit der Ost-CDU und der Deutschen Sozialen Union ab.
Über das offenbar für den späten Nachmittag anberaumte Treffen Kohls mit Schnur und dem Ost-CDU-Vorsitzenden Lothar de Maiziere wurde in Bonn und Ost-Berlin strenges Stillschweigen bewahrt. Kohl und sein Generalsekretär Volker Rühe hatten angekündigt, die bundesdeutsche CDU werde einem Wahlbündnis von Demokratischem Aufbruch, Ost-CDU, der Deutschen Sozialen Union und der Deutschen Forumspartei massive Unterstützung geben. Kohl will für die Allianz, für die Rühe den Namen „Demokratische Union“ vorschlug, in der DDR in den Wahlkampf ziehen.
Ein Sprecher der DDR-CDU sagte in Ost-Berlin, im angestrebten konservativen Wahlbündnis soll in jedem Fall das „C“ für „Christlich“ enthalten sein. Eine feste Koalitionsaussage für dieses Bündnis sei das Minimum.
Skeptisch hatte sich Pfarrer Rainer Eppelmann, der für den Demokratischen Aufbruch in das Übergangskabinett von Ministerpräsident Modrow einrücken wird, in einem Interview der 'Welt‘ zu einem Wahlbündnis seiner Partei mit der DSU und der DDR-CDU geäußert. Dagegen verkörpere die neue Deutsche Forumpartei programmatische Nähe zum Demokratischen Aufbruch und „fehlende Vergangenheit“, meinte er.
Skeptisch hatte sich Pfarrer Rainer Eppelmann, der für den Demokratischen Aufbruch in das Übergangskabinett einrücken wird, zu einem Wahlbündnis seiner Partei mit der DSU und der DDR-CDU geäußert. Dagegen verkörpere die neue Deutsche Forumspartei programmatische Nähe zum Demokratischen Aufbruch und „fehlende Vergangenheit“, meinte Schnur in einem Interview mit der 'Welt‘.
Eine Kandidatur des FDP-Fraktionschefs Wolfgang Mischnick (68) als Vorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) wurde von den rheinland-pfälzischen Freien Demokraten ins Spiel gebracht. Mischnick, gebürtiger Dresdner, sollte am 10. Februar auf dem LDPD-Parteitag in seiner Geburtsstadt antreten. Der 68jährige war nach dem Krieg vorübergehend stellvertretender LDPD -Landesvorsitzender in Sachsen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen