: Konservativer Favorit bei Wahlen zum Amt des russischen Parteichefs
Moskau (dpa) - Der als Vertreter des konservativen Lagers geltende Iwan Poloskow galt als einer der Favoriten für die Wahl des ersten Sekretärs der neugegründeten Russischen Kommunistischen Partei am Freitag in Moskau. Vor Beginn der geheimen Abstimmung hatten die insgesamt sieben Bewerber ihr Programm vorgelegt und sich den Fragen der mehr als 2.700 Delegierten gestellt.
Der 55jährige Poloskow, der die Gebietsparteiorganisation von Krasnodar leitet, war landesweit bekannt geworden, als er gegen den Reformpolitiker Boris Jelzin für das Amt des Vorsitzenden des russischen Volkskongresses kandidierte. Aussichten wurden auch dem langjährigen Parteichef des russischen Bezirks Wologda, Walentin Kupzow, eingeräumt. Er gilt als Vertreter des Zentrums.
Am Vormittag hatten die letzten drei Kandidaten den Delegierten ihr Programm vorgestellt. Der Dozent und Volksdeputierte Wladimir Lyssenko unterbreitete dabei das Programm der in der Demokratischen Plattform zusammengeschlossenen Reformer in der KPdSU. Lyssenko, dem praktisch keine Chancen gegeben werden, forderte „einen neuen Typ von Partei auf parlamentarischer Grundlage“ und eine „Entideologisierung von Partei, Streitkräften, inneren Organen und Sicherheitsdienst“. Die KPdSU sei jedoch „nicht reformierbar“, so daß die Demokratische Plattform ihre Mitglieder auf dem bevorstehenden 28. Parteitag Anfang Juli zum Austritt auffordern werde.
Andere Bewerber sind die Parteichefs von Kemerowo, Alexander Melnikow, und Krasnojarsk, Alexej Scheinin, der zweite Sekretär der Armenischen KP, Alexej Lobow, und der Leningrader Arbeiter Nikolai Polowodow. Der Parteitag, der voraussichtlich bis zum Wochenende verlängert wird, will auch noch das Zentralkomitee und die Kontrollkommission der Russischen KP wählen.
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