■ Konsequent: Die Nato bombt Montenegro direkt in den Bürgerkrieg: Die Handlanger der Nationalisten
Seit Wochen bombardiert die Nato Jugoslawien, Serbien und Montenegro, weil die serbische Regierung die Stationierung einer Friedenstruppe von 28.000 Soldaten unter dem Kommando der Nato im Kosovo nicht akzeptieren wollte. Belgrad bezeichnet diese Forderung der USA und der EU als eine Attacke auf die Souveränität Jugoslawiens. Montenegro hatte jedoch nichts gegen die Präsenz der Nato im Kosovo einzuwenden. Im Gegenteil. Die montenegrinische Regierung wollte sich unter allen Umständen aus der „selbstmörderischen“ Auseinandersetzung mit der Nato heraushalten und sogar die Neutralität in diesem Konflikt verkünden.
Das Resultat dieser vom Westen hochgepriesenen Einstellung: Montenegro wird genauso heftig wie Serbien bombardiert. Das arme Land hat über 80.000 kosovo-albanische Flüchtlinge aufgenommen, bekommt jedoch im Gegensatz zu Makedonien und Albanien keinen Pfennig für humanitäre Hilfe. Und die reformfreudige, prowestlich orientierte montenegrinische Regierung ist von Belgrad als die „Fünfte Kolonne“ gebrandmarkt worden.
Die angespannten Beziehungen zwischen Serbien und Montenegro drohen nun in einen Bürgerkrieg zu eskalieren. Zumal Montenegro sich nicht an den von Belgrad verhängten Kriegszustand hält und die Behörden sogar die Montenegriner aufrufen, den Wehrdienst in der jugoslawischen Armee zu verweigern und einer Mobilmachung nicht zu folgen. Vom Standpunkt Belgrads aus ist das eine unhaltbare Situation, die die Verteidigungskraft Jugoslawiens schwächt.
Seit zwei Jahren ist die Bevölkerung Montenegros fast gleichmäßig auf die Anhänger des jungen Präsidenten Milo Djukanović und die Befürworter der aus Belgrad geführten Politik aufgeteilt. Vergeblich versuchte Milošević bisher, seinen Kontrahenten zu entmachten. Die Luftangriffe der Nato auf Montenegro haben Djukanović' Position nach seinen Neutralitätserklärungen zum ersten Mal gefährlich geschwächt.
Die Situation ist hochexplosiv und könnte nur allzuleicht außer Kontrolle geraten. Zumal traditionsgemäß alle Männer in Montenegro bewaffnet sind. Hinzu kommt noch, daß die Anhänger Belgrads von der jugoslawischen Armee mobilisiert werden und die Sympathisanten Djukanović' sich der ihm treuen Polizei anschließen. Andrej Ivanji
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