Konkursmacher macht Kongreß

■ Nach Pleiten plant Frank Siepmann nun Größeres

Der gelernte Kraftfahrer und Self-made Großveranstalter Frank Siepmann fährt gerne schneller,als die Polizei erlaubt. Im letzten Herbst beispielsweise endete das 10tägige Esoterik-Spektakel „Sommercamp“der „ Forum gbR“ und des Vereins „Gesundheit und Kultur“ in der Pleite. Dann setzte er das „Festival of World Music“ in den Sand. Nun lädt der Kraftfahrer – so jedenfalls steht's im Vereinsregister – internationale Größen aus aller Welt vom 15.-17. Juli ins Bremer Congreß-Centrum.

Von Alexander Lowen bis Annelie Keil reicht seine Liste „bestätigter Teilnehmer“ zum Kongreß „Visionen menschlicher Zukunft“. Bürgermeister Wedemeier wird die Angelegenheit beschirmen – so steht's in der Pressemitteilung der „Forum-Verlags- und Agenturgesellschaft mbh & Co. KG“, deren alleiniger Geschäftsführer der ehemalige Kraftfahrer Siepmann ist.

Aber halt: Die „Co KG“, unter der Verlag firmiert, ist im Handelsregister noch gar nicht eingetragen . Daß bei der Wirtschaftsbehörde schon im November Anträge einer Forum „GmbH & Co. KG“ vorlagen, die erst im Dezember gegründet wurde, paßt ins Bild der kleineren Geschwindigkeitsübertretungen.

Die größere ist im Gesundheitsressort bereits amtlich. Dort geht man aufgrund eines Siepmann'schen Schreibens davon aus, daß der Wirtschaftssenator den Visionen-Kongreß mit 50.000 Mark fördert, bestätigt Pressesprecher Wolfgang Beyer. Gutgläubig denkt man im Gesundheitsressort bereits über die erbetene Grußadresse der Senatorin auf dem Kongreß nach.

Ganz anders in der Wirtschaftsbehörde: „Hier liegt ein Antrag auf Förderung vor“, bestätigt zwar der zuständige Referatsleiter Böttcher. Aber der sei nicht positiv entschieden.

An all diese Ungereimtheiten wird Frank Siepmann nicht gedacht haben, als er in der Dezember-Ausgabe seines Blattes „Forum“ schrieb: „Ungewöhnliches geschieht 1994 im Seminarzentrum Lübecker Straße“. Lübecker Straße ist die Adresse des in Konkurs gegangenen Gesundheitsvereins gleichermaßen, wie die der neuen Forum-Gesellschaft. Aber schon im Dezember, lange bevor die egenartige Kongreß-Planung offenkundig wurde, stimmten dieser Einschätzung eine ganze Reihe von BremerInnen zu. Viele von ihnen hatten geschäftlich mit Siepmann zu tun: Beim „Sommercamp“ des Forum beispielsweise, das damals noch eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts war – und als solche bei den Pleiten nicht haftete.

Einen miesen Sommer erlebten deshalb vier BremerInnen, die gemeinsam mit rund 16 jungen Leuten im Bistro-Verpflegungszelt des Vereins „Gesundheit und Kultur“ geschuftet hatten. Schon am ersten Tag gab es damals Reibereien: den Aufbautag für Zelt und Küche wollten die Veranstalter nicht bezahlen. „Weil Siepmann und Ute Rath behaupteten, das sei so ausgemacht worden“, ärgern sich die Angestellten noch heute. Aber es kam schlimmer: der Verein meldete Konkurs an. Vor allem diejenigen, die neben dem Arbeitslosengeld ein paar Mark hinzuverdienen wollten, standen nach zehn Tagen Maloche ohne einen Pfennig da. Da sie ihre Nebenbeschäftigung dem Arbeitsamtes nicht angeben wollten, konnten sie nichts machen. Die anderen hatten Glück: Das Arbeitsamt zahlte ihnen Konkursausfallgeld.

Nicht nur die kleinen Bistro-Angestellten oder DozentInnen vom Camp traf es. Die Firma Flammersfeld Hardleif aus Unna, verantwortlich für die technische Abwicklung des Musikfestivals, ging in Konkurs. Die Vereinsmitglieder dagegen fielen auf die Füße: während ihre Gläubiger „mangels Masse“ in die Konkursröhre schauten, schmiedete der Vorsitzende Siepmann schon Pläne für neue Unternehmungen. Die Räume in der Lübecker Straße wurden renoviert. Und dank einer neugegründeten GmbH will er in diesem Jahr neben dem Kongreß eine Nachfolgeveranstaltung der letztjährigen „Sommercamp“-Pleite unter leicht verändertem Namen veranstalten. „Sommerakademie“ heißt die. Auf dem Juli-Kongreß „Visionen menschlicher „Zukunft“, will Frank Siepmann unter der tatkräftigen Schirmherrschaft des Bremer Bürgermeisters für die Nachfolge-Veranstaltung seines Pleite-Camps werben. Eva Rhode